Lufthansa kritisiert Frankfurter Flughafen im Warteschlangen-Streit
Archivmeldung vom 19.12.2019
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Freigeschaltet durch André OttIm Konflikt über die langen Wartezeiten an den Sicherheitskontrollen hat Lufthansa-Chef Carsten Spohr den Frankfurter Flughafenbetreiber Fraport mit deutlichen Worten kritisiert. Er forderte spürbare Qualitätsverbesserungen und droht andernfalls mit Konsequenzen: "Frankfurt würde mehr Fokus auf Qualität statt auf Quantität guttun", sagte Spohr der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung".
Zur Fraport-Information, dass Reisende angesichts erwarteter Schlangen an Sicherheitskontrollen vor Weihnachten zweieinhalb Stunden vor Abflug erscheinen sollen, sagte er: "Ich muss unsere Kunden immer wieder um Entschuldigung bitten, dass so etwas zum wiederholten Male am größten deutschen Flughafen passieren kann." Kritisch sieht Spohr in dem Zusammenhang die Expansion von Fraport im Ausland.
"Als größter Kunde wünsche ich mir, dass man an Deutschlands größtem Airport nicht von immer größeren Wachstumsraten träumt, sondern lieber von kurzen Warteschlangen. Dabei könnte helfen, dem Heimatflughafen wieder eine höhere Priorität zu geben. Das geht bei den vielen Aktivitäten im Rest der Welt offenbar manchmal verloren", sagte Spohr.
Lufthansa verlagert im Frühjahr zwei weitere A380 nach München, ohne im Gegenzug andere Jets nach Frankfurt zu holen. "Das wird in diesem Fall nicht so sein. Wir erhöhen die Zahl der Flugzeuge in München, planen dort die Aufnahme neuer Strecken und diskutieren eine weitere Terminalerweiterung."
Kritisch sieht Spohr auch Werbekampagnen der Deutschen Bahn, die in einer "Klimawette" Reisende zu Verzicht auf Flüge aufgerufen hatte.
"Wenn ich an die Bahn denke, dann denke ich weniger an Wettbewerb, sondern mehr an Intermodalität, also die komplementäre Verknüpfung von Verkehrsmitteln. Es ist daher nicht sehr intelligent, Verkehrsträger, die sich ergänzen müssen, gegeneinander zu positionieren", sagte Spohr. "Weder Schiene, noch Luftverkehr, noch Straße sind allein in der Lage, das Verkehrsaufkommen in Deutschland zu bewältigen." Er wünscht sich angesichts der Klimadebatte mehr Zusammenarbeit: "Wenn man kleine werbliche Rempeleien mal bei Seite lässt, sind wir gar nicht auseinander."
Quelle: dts Nachrichtenagentur