Öffentlicher Druck weckt Metro auf
Archivmeldung vom 19.06.2009
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 19.06.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittBei einem Treffen zwischen der CCC und Verdi mit Vertretern der Metro Group am gestrigen Donnerstag verkündete der Metro-Vorstand Frans Muller, Metro werde wieder Aufträge in der Fabrik R.L. Denim in Chittagong, Bangladesch platzieren.
Metro hatte die Lieferbeziehungen „eliminiert“ (Vorstandsvorsitzender Cordes bei der Aktionärsversammlung am 13. Mai 2009), nachdem gravierende Arbeitsrechtsverletzungen bekannt geworden waren. Ein internationales Bündnis, darunter die CCC, Verdi und die Supermarktinitiative in Deutschland, Bundstagsabgeordnete, NLC und die Steelworkers-Gewerkschaft in USA, Unite – the Union in GB, Gewerkschaften und NRO aus Bangladesch und viele andere hatten in Briefen an Metro erklärt, dass der Rückzug des Konzerns aus der Fabrik nicht akzeptabel sei. Vielmehr müsse sich Metro seiner Verantwortung stellen und für die Arbeitsrechte in der Fabrik sorgen, die seit 2003 für Metro fertigte.
Eine Studie des NLC von Anfang Mai hatte aufgedeckt, dass die ArbeiterInnen geschlagen und die Löhne nicht ausgezahlt wurden; sie mussten sieben Tage und bis zu 97 Stunden pro Woche arbeiten. Eine Frau war gestorben, weil sie den Akkordmarathon nicht mehr aushielt und nicht zum Arzt durfte. Daraufhin brach sie am Arbeitsplatz zusammen.
Metro stellte einen Zusammenhang zwischen dem Tod der Arbeiterin und den Arbeitsbedingungen in der Fabrik in Abrede, für CCC und Ver.di, basierend auf den NLC-Recherchen – ist dieser jedoch naheliegend.
Muller räumte ein, bei Metro habe es große Versäumnisse gegeben. Der Fall R. L. Denim habe für Metro wie ein „Weckruf“ fungiert. Zukünftig werde für die Kontrolle der Arbeitsrechte das Vier-Augenprinzip gelten, so dass nicht mehr nur der Einkauf die Umsetzung beaufsichtige, sonder auch der Comlpiance-Bereich des Konzerns. Metro werde ab sofort wieder Aufträge in R. L. Denim platzieren, das Auftragsvolumen entspreche dem früheren. Zusammen mit dem Fabrikbetreiber werde sich Metro um noch ausstehende Zahlungen, nicht erteilten Mutterschutz und andere Probleme kümmern. Zukünftig solle dort gesetzeskonform gearbeitet werden. Sollten dafür die Kosten für den Einkauf der Produkte steigen, sei Metro bereit, diese zu tragen.
Verdi und CCC zeigten sich zufrieden mit den von Metro in Aussicht gestellten Schritten. Im Fabrikalltag muss sich nun zeigen, wie weit es zu Verbesserungen für die ArbeiterInnen kommt.
Keine Übereinstimmung konnte beim Kontrollmodell gefunden werden: Metro hält an Kontrollen durch die BSCI fest. Die CCC kritisiert BSCI, weil es keine Multistakeholder-Inititative ist, an der NRO und Gewerkschaften gleichberechtigt beteiligt sind. Auch setzt BSCI fast ausschließlich auf Fabrikkontrollen, lässt aber die Einkaufspraxis der Auftraggeber wie Metro außer Acht.
Quelle: Christliche Initiative Romero
CCC und Verdi werten die Rückkehr von Metro nach R. L. Denim und die Bemühungen, sich nun für die Umsetzung der Arbeitsrechte dort zu kümmern, als wichtigen Erfolg der Zivilgesellschaft. Damit wurde verhindert, dass die ArbeiterInnen von R. L. Denim – nach den Jahren der Arbeitsrechtsverletzungen – nun ein zweites Mal mit dem Verlust ihres Arbeitsplatzes bestraft wurden.