Endgültiger Schlag für elumeo SE: Gericht ordnet Beschlagnahme von Firmenvermögen, Grundstücken, Fabrikgebäuden der Tochtergesellschaft PWK an
Archivmeldung vom 25.09.2019
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Freigeschaltet durch André OttDer Niedergang der elumeo SE, Betreiberin von Juwelo TV, erreicht den point of no return. Thailändischen Arbeitsgerichte gewährten den von elumeo SE geprellten Arbeitnehmern das Recht, ihre ehemalige Arbeitsstätte zu betreten und alle Vermögenswerte von PWK, einschließlich des Firmengrundstücks und des Fabrikgebäudes, zu beschlagnahmen.
Hunderte Arbeitnehmern der PWK Jewelry Limited, einer hundertprozentigen Tochtergesellschaft der elumeo SE, hatten sich an das Gericht gewendet. Für den Mutterkonzern elumo SE sind die Probleme damit noch lange nicht vorbei, da es sich um eine "Zwangsliquidation" handelt und die Arbeiter ihre beschlagnahmten Vermögenswerte deutlich unter dem Marktpreis verkaufen werden. Die Differenz von Liquidation zur Verschuldung verbleibt in den Büchern der elumeo SE.
Dieser Gerichtsbeschluss kam überraschend: Hunderte PWK Mitarbeiter, die ihren Job verloren hatten, dürfen nicht nur Maschinen und Bürogeräte beschlagnahm, sondern auch das Fabrikgebäude und das Grundstück, auf dem es steht. Im Gerichtsbeschluss heißt es: "Der Vollstreckungsbeamte verkündet, dass die Arbeitsgerichtsregion 2 den Vollstreckungsbefehl hat, um das Vermögen der 5 Beklagten zu beschlagnahmen. Der ausführende Offizier hat bereits das Vermögen der PWK Jewelry Company Limited - Defendant No.1 - beschlagnahmt, das sind die Grundstücksurkunden Nr. 62236; Land Nr. 61, Handelsdatei Nr. 2267, Chanthanimit, Muang Chanthaburi, Chanthaburi, mit Gebäuden".
Die aktuellen Ereignisse zeigen, dass das Management der elumeo SE offensichtlich die Kontrolle über die Situation verloren hat. Es ist ein weiterer Schlag gegen die ohnehin schon strauchelnde elumeo SE, die unter dem Vorsitz von Wolfgang Boyé in ein Netz von Strafermittlungen, Betrug, Klagen im Wert von Millionen Euro gezogen wurde, sowie das Leben von Hunderten von Menschen zerstörte, die mit unbezahlten Gehältern und gerichtlichen Vergleichen zurückgelassen wurden. Spätestens jetzt ist klar, dass die vom elumeo-Vorstand angekündigte "solvente Liquidation" der PWK, eine klare Unmöglichkeit darstellt.
Mit dem Verlust der PWK-Fabrik in der thailändischen Provinz Chanthaburri und dem Verlust von über 600 Arbeitsplätzen, werden die Bedingungen der Steuerbefreiung, die das Board of Investment in Thailand dem Unternehmen gewährt hatte, verletzt. Die Steuerbehörden könnten deshalb voraussichtlich rund mehrere Millionen Euro für die Nichterfüllung der Bedingungen für die gewährten Steuerbefreiung (tax holiday) zurückfordern, was eine weitere Belastung in den Büchern des ohnehin finanziell strapazierten Mutterkonzern elumeo SE darstellt.
Es wäre die Aufgabe eines Sonderprüfers oder der Staatsanwaltschaft, die Entscheidungen und Handlungen des Vorstands von elumeo zu untersuchen, zu dem neben Wolfgang Boyé auch Gregor Faßbender-Menzel, Anette Bronder, Ingo Stober, Bernd Fischer (zusammen mit Wolfgang Boye strafrechtlich verfolgt), Boris Kirn und Frank Broer gehören. Ihre Entscheidungen haben zu dieser Situation geführt. Sie gingen von der utopischen Annahme aus, dass eine "solvente Liquidation" der PWK unter Verwendung von hypothekarisch gesicherten Liquiditätsanlagen, einer erst in mehreren Jahren einziehbaren Umsatzsteuer, einer Verrechnung von Dividenden für nur auf dem Papier erzielten Gewinne, sowie für exportierte und unbezahlte Schmuckstücke durchgeführt werden könne.
Marktbeobachter fragen sich, welche Rolle die einzelnen Mitglieder des elumeo-Vorstands spielen und ob die gut bezahlten Vorstandsmitglieder ihre Kontrollaufgaben erfüllen. OSH als einer der Erstaktionäre von elumeo SE ist der Ansicht, dass der Vorstand für diese Situation ebenso verantwortlich ist wie die Geschäftsführer (von denen bereits zwei in Deutschland und Thailand wegen Betrugs strafrechtlich verfolgt werden). Darüber hinaus ist OSH der Ansicht, dass die wehrhafte Weigerung, einen Sonderprüfer zu benennen, der die aktuelle Situation des Unternehmens untersuchen sollte, zahlreiche Fragezeichen hinsichtlich der Rechtmäßigkeit und Transparenz der Handlungen des Managements von elumeo aufwirft.
Das im Feuer stehende Management erfährt weiterhin die Unterstützung von Raik Hoffmann von der Frankfurt Performance Management AG (FPM), der wiederholt jeden Vorschlag von OSH ablehnte und seine Unterstützung für Wolfgang Boyé deutlich machte, obwohl gegen diesen ein Ermittlungsverfahren wegen Betruges läuft.
Im Dezember 2018 stimmten Raik Hoffmann und andere Aktionäre gegen den Vorschlag von OSH, ohne Garantien seitens elumeo einen neuen Kapitalschub in Höhe von 15 Millionen Euro in das Unternehmen zu investieren, um das Unternehmen zu retten. Dabei wurde offenbar nicht in Betracht gezogen, dass das gesamte System zusammenbrechen könnte, was sich nun als falsch erwiesen hat. Im Dezember 2018 stimmte Raik Hoffmann dann auch noch für die Abberufung von zwei Vorstandsmitgliedern, die die Rechtmäßigkeit der Handlungen von Herrn Boye in Frage gestellt und sich für die Bestellung eines Sonderprüfers eingesetzt hatten. Dieser sollten die bisherigen Entscheidungen und Handlungen der Geschäftsführung unter Wolfgang Boyé untersuchen. Schon damals verweigerte Wolfgang Boyé den ihm gegenüber kritischen Vorstandsmitgliedern den Zugang zu Unternehmensunterlagen und -daten.
Zusammen mit dem Gesellschaftsvermögen, das eine letzten Chance für elumeo gewesen wäre zumindest einen Teil der Schulden zu begleichen, gerät nun auch das Privatvermögen der PWK-Direktoren unter die Räder. Sie hatten privat für Millionenkredite zum Aufbau der PWK bei thailändischen Banken bürgen müssen.
Tatsächlich ordnete der Vorstand von elumeo die "solvente Liquidation" ohne solide Finanzplanung oder -prognose an und forderte dazu die Diektoren der PWK auf, selbst einen "sinnvollen Plan" für die Liquidation einer Gesellschaft zu erstellen, die auf Forderungen von mehreren zehn Millionen Euro an unbezahltem Schmuck gegen ihren Mutterkonzern sitzen gelassen wurde.
OSH bekräftigt seine Entscheidung, alle rechtlichen Wege zu beschreiten, um die Handlungen aufzudecken, die zu dieser Katastrophe geführt haben. OSH fordert diejenigen Vorstandsmitglieder, die nicht strafrechtlich verfolgt werden, wie Gregor Faßbender-Menzel, Anette Bronder, Ingo Stober, Boris Kirn und Frank Broer dazu auf, ihre gesetzlichen Pflichten als Vorstandsmitglieder sorgfältig nachzugehen und zu überwachen und sich nicht in möglicherweise fragwürdige Handlungen zu verstricken.
Quelle: Roderich Schätze (ots)