Fast jedes dritte Krankenhaus verschiebt planbare Behandlungen
Archivmeldung vom 26.09.2024
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićKrankenhäuser in Deutschland geraten immer stärker unter Druck und müssen zum Teil auch planbare Behandlungen verschieben. "Die wirtschaftliche Lage der deutschen Krankenhäuser ist dramatisch", heißt es in einer Umfrage des Deutschen-Krankenhaus-Instituts, über die die "Rheinische Post" in ihrer Donnerstagausgabe berichtet.
"63 Prozent der Allgemeinkrankenhäuser bewerten ihre aktuelle
wirtschaftliche Situation als schlecht (33 Prozent) oder sehr schlecht
(30 Prozent)", heißt es weiter. 11 Prozent beschreiben ihre Lage als gut
oder sehr gut.
Viele Häuser schränken daher ihr Angebot für
Patienten ein. "Die äußerst angespannte wirtschaftliche Situation führt
zu teilweise massiven Einschränkungen in der Patientenversorgung. So
haben 40 Prozent der Allgemeinkrankenhäuser in den letzten zwölf Monaten
vorübergehend Stationen geschlossen", ergab die Umfrage. "Fast jedes
dritte Haus hat planbare Behandlungen verschoben. Fast jedes vierte Haus
hat in den letzten zwölf Monaten Personal abgebaut. Zu Streichungen von
Versorgungsangeboten kam es in 13 Prozent der Häuser." Betroffen seien
etwa die Geburtshilfe, die geriatrische Rehabilitation und die
Diabetologie.
Für die Zukunft sind die meisten Kliniken
pessimistisch. "Wenn sie ein Jahr vorausblicken, erwartet mehr als die
Hälfte der Allgemeinkrankenhäuser eine schlechtere (47 Prozent) oder
viel schlechtere Versorgung (12 Prozent) im Vergleich zu heute", heißt
es weiter.
Die Häuser sehen die geplante Reform von
Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) sehr kritisch: 71 Prozent
gehen davon aus, dass dadurch der wirtschaftliche Druck steigen wird. 95
Prozent erwarten, bei stagnierenden oder sinkenden Fallzahlen durch die
Vorhaltefinanzierung nicht ausreichend finanziert zu sein.
"Die
Pläne des Bundesgesundheitsministers zur Vorhaltefinanzierung verfehlen
ihr Ziel", sagte Gerald Gaß, Chef der Deutschen Krankenhausgesellschaft
(DKG), der Zeitung. Er forderte, Sicherstellungs- und
Notfallstufenzuschläge anzuwenden.
Kleinere Krankenhäuser sehen
sich als Verlierer der Reform. "Zwar können die Maximalversorger
überwiegend die Personal- und Strukturvorgaben abbilden. Bei den
Grundversorgern sieht es aber schon anders aus", sagte DKG-Chef Gaß
weiter. "Die Personalvorgaben können gar nicht kurzfristig erfüllt
werden, weil aufgrund des Fachkräftemangels vielerorts Stellen nicht
besetzt werden können."
Datenbasis: An der aktuellen Sommerumfrage haben 358 Häuser teilgenommen, davon 297 Allgemeinkrankenhäuser.
Quelle: dts Nachrichtenagentur