Deutsche Post will alle eigenen Postfilialen in Deutschland schließen
Archivmeldung vom 13.11.2008
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Freigeschaltet durch Oliver RandakNach den Sparmaßnahmen der Deutschen Post AG in den USA hat der Postchef Frank Appel auch Maßnahmen für Deutschland angekündigt. So sollen alle noch in Postbesitz verbliebenen Filialen in den nächsten zwei Jahren geschlossen werden. Diese sollen in sogenannte Partneragenturen umgewandelt werden.
Der neue Manager an der Spitze der Deutschen Post hat aus der Ära Zumwinkel viele Baustellen geerbt. Nachdem er mit dem Teilausstieg aus dem USA-Geschäft den größten Verlustbringer beseitigt hat, will er nun im Inlandsgeschäft Kosten sparen. Dazu beitragen soll die Umwandlung der noch in Postbesitz verbliebenen 750 Filialen in Partneragenturen.
Dazu werden klassische Postdienstleistungen wie Briefmarkenverkauf oder Paketannahme in Schreibwarengeschäfte oder Lebensmittelgeschäfte eingeklinkt. Den rund 3000 betroffenen Mitarbeitern muss Postchef Appel neue Jobs innerhalb des Konzerns anbieten, weil es eine vertragliche Beschäftigungsgarantie bis zum Jahr 2011 gibt. Die Schließung der Filialen soll innerhalb der kommenden zwei Jahre erfolgen.
„Der Postmarkt ist ein schrumpfender , da müssen wir die Kosten irgendwie auffangen”, erklärte der Manager unserer Redaktion. Bereits in den vergangenen Jahren hat das Unternehmen in Deutschland 11.900 der 14.000 Filialen (inklusive 850 Postbank-Finanzcenter) in Kooperationsbetriebe mit dem Einzelhandel überführt. „Kunden profitieren teilweise von längeren Öffnungszeiten”, erklärte er gestern.
Appel betonte, dass er im Zuge der Filialstrategie kein Personal abbauen will. „Allen wird eine weitere Beschäftigung angeboten. Ich setze aber auch auf natürliche Fluktuation”. Damit meint Appel, dass jene Stellen nicht wieder neue besetzt werden, die sich für eine Kündigung entscheiden. Gespräche mit Gewerkschaftsvertretern für anstehende Kostensenkungsmaßnahmen seien „auf Verständnis” gestoßen.
Diese konnten in dieser Woche einen Teilsieg verbuchen, denn Appel bewilligte wegen der gestiegenen Arbeitsbelastungen durch Gebietsvergrößerungen bei Postzustellern 1000 zusätzliche Kräfte. Gefordert waren 10.000 Helfer.
Gegenüber unserer Redaktion bestätigte der Postchef, dass es trotz des Kostensparziels von einer Milliarde Euro in den kommenden Jahren derzeit kein konkretes Jobabbauprogramm gebe. „Was in sechs Monaten ist, weiß ich aber auch nicht”, sagte er gestern. Zumindest müssen sich die Postler auf längere Arbeitszeiten einstellen. „Ich glaube nicht, dass wir in Zukunft mit einer 38,5-Stunden-Woche auskommen werden”. Um wie viel er die Arbeitszeit anheben will, wollte er nicht sagen. Aber: „Nur so kann ich den Mitarbeitern dauerhaft einen Arbeitsplatz sichern und anständige Gehaltsanhebungen finanzieren”.
Auch wenn die Deutschen pro Monat für Post- oder Paketversand durchschnittlich nur noch 4,32 Euro ausgeben, ist Appel optimistisch, dass dem Konzern eine erfolgreiche Zukunft bevorsteht. Man sei gegenüber der internationalen Konkurrenz gut positioniert und werde vor allem durch Wachstumsmärkte wie China und Gesamtasien profitieren, weil die Geschäfte dort sehr umfangreich seien. An der Dividende für dieses Jahr hält Appel fest. Mit Prognosen für 2009 ist er zurückhaltender. „Die Finanzkrise wird sich dan erst in vollem Umfang niederschlagen, aber ich glaube, wir werden gestärkt daraus hervorgehen”.
Er will die gesparten Milliardenbeträge der ehemaligen USA-Aktivitäten in andere Sparten investieren und vorher genaue Strategien festlegen. „Wir haben erkannt, dass wir in den USA auf die falsche Strategie gesetzt haben”. Mit UPS und Fedex gab es dort bereits zwei fest etablierte Premiumanbieter. „Statt zum dritten werden zu wollen, hätten wir uns als günstigerer und effizienterer Anbieter positionieren müssen”. Ein kompletter Rückzug aus den USA kommt für die Post aber nicht in Frage. „Wir sind in den Geschäftsfeldern Lager, Logistik und Spedition gut aufgestellt. Ich wüsste nicht, warum wir das aufgeben sollten”.