Baufinanzierer BHW in Skandal um die Göttinger Gruppe verwickelt
Archivmeldung vom 18.07.2007
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Freigeschaltet durch Jens BrehlIn den Skandal um den Anlagekonzern Göttinger Gruppe ist nach Informationen des Radioprogramms NDR Info auch die Bausparkasse BHW verwickelt. Nach Aussage eines ehemaligen BHW-Bezirksleiters haben Vertreter der Bausparkasse die hochriskanten Anlagen vermittelt und teilweise sogar über Bauspardarlehen finanziert.
Nach Meinung von Juristen wie dem Anlegeranwalt Peter Mattil muss jetzt genau geprüft werden, ob das BHW für diese Fälle haftbar gemacht werden kann. Seit dem vergangenen Jahr gehört das BHW zur Postbank. Die Bausparkasse wurde in den 20er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts unter dem Namen Beamtenheimstättenwerk gegründet.
Nach Angaben des ehemaligen BHW-Bezirksleiters ist allein in seinem Bereich Geld aus etwa 1000 Bauspardarlehen an die Göttinger Gruppe geflossen. NDR Info liegen entsprechende Dokumente von Anlegern vor. Das Bausparkassengesetz schreibt jedoch vor, dass Bauspardarlehen für Wohnzwecke verwendet werden, also zum Beispiel für ein neues Haus oder eine Renovierung.
BHW-Vertreter arbeiteten eng mit Vertriebsleuten der Göttinger Gruppe zusammen: Mitarbeiter der Göttinger Gruppe warben neue Kunden. Wenn diese nicht genug Eigenmittel hatten, sorgte ein BHW-Vertreter für die Finanzierung - und zwar über ein Bauspardarlehen des BHW.
Für beide Seiten ein gutes Geschäft, so der Ex-Bezirksleiter: „Der Bausparbezirksleiter vor Ort bekam einen neuen Kunden und konnte mit dem ein Finanzierungsgeschäft abwickeln. Und der Mann von der Göttinger Gruppe profitierte davon, dass er diesem Kunden mit Hilfe der BHW-Bausparkasse verwaltungsmäßig einfach ein Darlehen vermitteln konnte, das er dann für seine Zwecke einsetzen konnte.“ Ein Sprecher des BHW sagte auf Anfrage von NDR Info, eine offizielle Kooperationsvereinbarung zwischen dem BHW und der Göttinger Gruppe habe es nicht gegeben. Einzelfälle müsse man prüfen.
Die Göttinger Gruppe versprach ihren Kunden eine Altersvorsorge. Tatsächlich wanderte das Geld zu großen Teilen in ein undurchschaubares Firmengeflecht und in üppige Provisionen für die Vertriebsmitarbeiter, die immer wieder neue Kunden beschaffen mussten. Im Juni dieses Jahres wurde ein Insolvenzverfahren gegen die Göttinger Gruppe eingeleitet. Die geschädigten Anleger haben nicht nur ihre Anlage bei der Göttinger Gruppe verloren, sondern zahlen bis heute die Zinsen für ihr Darlehen bei dem BHW ab.
Quelle: Pressemitteilung NDR