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Einkaufspraktiken der Supermarktketten im Visier

Archivmeldung vom 24.09.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 24.09.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Die sechs größten Supermarktketten verfügen über einen Marktanteil von rund 90 Prozent. Angesichts dieser hohen Marktkonzentration fordert die neu gegründete Supermarkt-Initiative, dass soziale und ökologische Standards in der Supermarkt-Lieferkette eingehalten werden.

Auf der heutigen Pressekonferenz verlangt das Bündnis von 19 Organisationen aus den Bereichen Entwicklung, Umwelt und bäuerliche Landwirtschaft sowie Gewerkschaften zudem eine umfassende Prüfung der Einkaufsmacht der Supermarktketten durch das Bundeskartellamt.

"Die Supermarktketten haben ihre Marktmacht in den vergangenen Jahren stark ausgebaut", berichtet Marita Wiggerthale, Handelsexpertin bei Oxfam Deutschland. 1999 habe es noch acht große Supermarktketten in Deutschland gegeben, die gemeinsam über einen Marktanteil von 70 Prozent verfügten. Heute beherrschen die sechs größten Supermarktketten Edeka, die Schwarz-Gruppe, Aldi, Rewe, Tengelmann und Metro rund 90 Prozent des Marktes.

Preisdruck wird in Lieferkette weitergereicht

 Je höher der Marktanteil der wenigen verbleibenden Supermarktketten, umso mehr können sie die Lieferanten unter Druck setzen. "Die Supermärkte setzen ihre Einkaufsmacht massiv dazu ein, die Lieferanten im Preis zu drücken. Der aggressive Preiskampf wird auf dem Rücken der Arbeiter/innen ausgetragen, die in Entwicklungsländern die Güter produzieren. Bereits jetzt führt der Preisdruck dazu, dass Arbeits- und Menschenrechte verletzt werden", so Wiggerthale.

Mit der steigenden Marktkonzentration nehmen auch die Abhängigkeit der Lieferanten sowie unfaire Einkaufspraktiken zu. "Listungsgebühren und Regalmieten sind gang und gäbe im Lebensmitteleinzelhandel", sagt Micha Heilmann, Leiter der Rechtsabteilung bei der Gewerkschaft Nahrung, Genuss, Gaststätten (NGG). Um zusätzliche Marktanteile zu gewinnen, müssten Lieferanten und Produzenten ihre Preise senken und unfaire Konditionen akzeptieren. Außerdem bleibe beim aggressiven Preiskampf die Qualität immer mehr auf der Strecke. "Bei Lebensmitteln bestimmt in den letzten Jahren immer seltener die Qualität den Preis, sondern der Preis die Qualität", sagt Heilmann.

Auch Arbeitsrechte in Deutschland oft missachtet

"Der Verdrängungswettbewerb und der Preiskampf schadet auch den Arbeitnehmer/innen. Niedriglohn- und Minijobs verdrängen normale Arbeitsverhältnisse", kritisiert Uwe Wötzel, Arbeitsrechtsexperte bei ver.di. Auch extremer Leistungsdruck und Bespitzelung seien keine Seltenheit. Grundlegende Arbeitsrechte von Beschäftigten würden häufig missachtet und das Organisationsrecht von Arbeitnehmervertreter/innen werde behindert. Die Supermarkt-Initiative wendet sich mit ihren Forderungen an die Mitglieder des Bundestags und die Bundesregierung sowie an die Supermarktketten selbst. Die Bundesregierung müsse die Arbeitnehmer/innen, bäuerlichen Produzenten und Lieferanten in Deutschland, in der EU und in den Entwicklungsländern sowie die Verbraucher/innen vor jeglichem Missbrauch der Einkaufsmacht schützen.

Die "Supermarkt-Initiative" wird von folgenden Organisationen unterstützt: Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL), Buko Agrarkoordination, Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND), Christliche Initiative Romero (CIR), FIAN Deutschland (FoodFirst Informations- & Aktions-Netzwerk), Forum Umwelt & Entwicklung, Kampagne für Saubere Kleidung, Germanwatch, Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten, Industriegewerkschaft Agrar Bauen Umwelt (IG BAU), INKOTA, Misereor, Oxfam Deutschland, PAN Deutschland (Pestizid Aktions-Netzwerk Deutschland), SÜDWIND-Institut, TERRE DE FEMMES, Vereinte Dienstleitungsgewerkschaft (ver.di), Weltwirtschaft, Ökologie & Entwicklung (WEED), Weltladen-Dachverband

Quelle: Oxfam Deutschland e.V.

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