Jeder vierte "Systemrelevante" bekommt nur Niedriglohn
Archivmeldung vom 01.09.2020
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Freigeschaltet durch André OttVon den Beschäftigten in den sogenannten systemrelevanten Berufsgruppen bekommt mehr als jeder Vierte (26,5 Prozent) nur einen Niedriglohn. Damit sind viele der als "Helden des Alltags" gefeierten Personengruppen deutlich häufiger im unteren Entgeltbereich beschäftigt als Vollzeitbeschäftigte insgesamt, von denen 18,8 Prozent Niedriglöhne erhalten.
Das geht aus einer Antwort des Bundesarbeitsministeriums auf eine Anfrage der AfD-Fraktion hervor, die der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (NOZ) vorliegt. Abgefragt wurde der Durchschnittsverdienst in den 21 Berufsgruppen, die das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) als systemrelevant einstuft.
Dazu zählen neben Pflegekräften und Müllwerkern auch beispielsweise Ärzte oder IT-Fachkräfte. Die jüngsten verfügbaren Daten stammen von Ende 2019. Wer weniger als zwei Drittel des mittleren Einkommens verdient, bezieht einen Niedriglohn. Die Schwelle lag vergangenes Jahr bei 2267 Euro.
Innerhalb der systemrelevanten Berufe hatten Lebensmittelverkäufer mit 70,9 Prozent den höchsten Anteil im Niedriglohnsektor, sie erhielten im Schnitt monatlich 1453 Euro weniger als Durchschnittsverdiener. Es folgen die Berufsgruppen "Reinigung" mit 66,2 Prozent, "Arzt- und Praxishilfe" mit 46,9 Prozent und "Lagerwirtschaft, Post, Zustellung und Güterumschlag" mit 38,5 Prozent. Auch knapp 40 Prozent der Altenpflegekräfte und gut zehn Prozent der Krankenpflegekräfte erhalten einen Niedriglohn.
Beschäftigte in den meisten systemrelevanten Berufsgruppen waren Stand Juli 2020 auch häufiger von Arbeitslosigkeit betroffen, wie aus der Ministeriumsantwort weiter hervorgeht. Während die Arbeitslosigkeit insgesamt um 30,7 Prozent gestiegen ist, lag sie in 16 der 21 systemrelevanten Berufsgruppen zum Teil deutlich höher.
Der AfD-Abgeordnete René Springer forderte ein Einschreiten der Regierung. "Wenn ausgerechnet die 'Systemrelevanten' schlecht bezahlt werden, dann drängen sich da vorsichtig ein paar Systemfragen auf", sagte er im Gespräch mit der NOZ. "Nach Corona darf nicht vor Corona sein. Deshalb wird man sich in Berlin auch stärker mit der Grundeinkommensfrage beschäftigen müssen."
Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung (ots)