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Billig-Milch im Supermarkt wird knapp

Archivmeldung vom 03.06.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 03.06.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Oliver Randak

Die Blockaden vor deutschen Molkereien führen zu leeren Kühlregalen in den Supermärkten und bei Discountern wie Aldi und Plus. Insbesondere billige Milch wird knapp – verschärft durch Hamsterkäufe der Kunden. Der Milch-Boykott kostet die Molkereien wohl mehr als 100 Millionen Euro.

Die Bauern beinträchtigen mit ihren Blockaden der größeren Molkereien die Versorgung der Verbraucher mit Milch. „Milch wird auf jeden Fall knapp“, sagte Eckhard Heuser, Geschäftsführer des Milchindustrieverbands (MIV), zu WELT ONLINE. Im MIV sind rund 100 Molkereien zusammengeschlossen. „Die Verbraucher greifen zur billigsten Milch, und diese Hamsterkäufe verschärfen die Lage“, sagte Heuser.

Nach Angaben des MIV verhindern Milchbauern vor den größeren Molkereien wie Sachsenmilch in Leppersdorf, Milch-Union-Hocheifel und Hochwald Milchwerke in Thalfang, dass Milchprodukte die Betriebe verlassen können. Zugleich können keine Tank-Sammelwagen mehr zu lieferwilligen Landwirten geschickt werden.

„Den Streik allein hätten wir durchgehalten, die Blockade jedoch nicht“, sagte der MIV-Geschäftsführer. Die Verluste der Molkereien durch Umsatz-Ausfall, die Vernichtung von Rohstoffen und in der Logistik schätzt Heuser mittlerweile auf über 100 Millionen Euro. „Da ist der Schadenersatz noch nicht eingerechnet“, sagte der Molkereien-Vertreter.Denn in den Lieferverträgen mit den Supermarkt-Ketten sind Vertragsstrafen vorgesehen, wenn die Milchverarbeiter ihre Lieferungen nicht einhalten. Erste Handelsketten hätten solche Forderungen bereits angekündigt.

Händler bestätigten die Versorgungsprobleme, die auch den Discounter Aldi treffen. „Zusätzlich zu den bereits seit einer Woche laufenden Boykotten der deutschen Milchbauern wird zurzeit durch eine Blockade von Molkereien die Versorgung mit Milchprodukten eingeschränkt, was zu Engpässen in der Belieferung einzelner Filialen von Aldi Süd führen kann“, sagte eine Sprecherin.

„Punktuell kommt es zu verringerten Beständen“, sagte eine Sprecherin des Discounters Plus. Es komme vor, dass manche Kunden billige Milch in großen Mengen einkauften. Insgesamt verfüge die Kette jedoch über ausreichend Milch und Molkereiprodukte. „Bei Kaiser’s und Tengelmann könnte es am Mittwoch knapp werden“, sagte eine Sprecherin dieser Supermärkte. Zuvor hatte ein Sprecher bei Edeka mögliche Engpässe bei der Milchversorgung ab der Wochenmitte eingeräumt.

Handel ruft Bauern und Molkereien zur Vernunft

Der Hauptgeschäftsführer des Hauptverbands des Deutschen Einzelhandels (HDE), Stefan Genth, forderte Milchbauern und Molkereien vor diesem Hintergrund zum „vernünftigen und tragfähigen Miteinander“ auf. Laut Genth sind Lieferengpässe von „größerem Ausmaß“ nicht zu befürchten. „Wenn es aber dennoch infolge illegaler Blockaden zu Lücken im Kühlregal kommt, trägt hierfür nicht der Handel die Verantwortung“, sagte der Vertreter des Handels.

Den Milchbauern kommen die Nöte des Handels recht. Seit der Milch-Streit zunehmend Verbraucher trifft, verzeichnet der Bundesverband Deutscher Milchviehhalter (BDM) eine erhöhte Verhandlungsbereitschaft. „Die Vollmachten der Molkereien an den MIV für Preisgespräche kommen jetzt einigermaßen flott zustande“, sagte BDM-Sprecher Hans Foldenauer. Druck üben die Bauern auch über einen fortgesetzten Lieferstopp aus: Daran beteiligten sich nach Angaben des BDM zuletzt 70 Prozent der Milcherzeuger.


Die Milchbauern bemängeln, dass sie wegen der seit April geltenden Lieferträge der Molkereien mit dem Handel nur noch zwischen 27 und 35 Cent je Liter Milch bekommen. Kostendeckend wären etwa 40 Cent. Der Molkereiverband MIV sieht seinerseits nicht viel Spielraum, von seinen Einnahmen Geld an die Landwirte abzugeben. Beide Seiten – Bauern und Molkereien – setzen daher auf ein Einlenken des Handels: Dieser solle höhere Einkaufspreise zahlen.

Nach einem nächtlichen Treffen zwischen Vertretern der Bauern, Molkereien und des Einzelhandels laufen darüber weitere Gespräche. Auch Aldi Süd zeigt sich inzwischen offen für neue Verhandlungen. Ziel des Discounters ist es nach Angaben der Sprecherin, „unseren oft langjährigen Lieferanten und Geschäftspartnern dauerhaft ein berechenbarer und zuverlässiger Partner zu sein“.


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