Stahlverband sieht Tausende Arbeitsplätze in Gefahr
Archivmeldung vom 03.11.2015
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 03.11.2015 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDurch Klimaschutzpläne der Europäischen Union sieht der Präsident des Weltstahlverbands, Wolfgang Eder, langfristig jeden zweiten Job in der Branche in Gefahr. "Die geplante Verschärfung des CO2-Zertifikatehandels würde zu einem massiven Verlust von Arbeitsplätzen in Europa führen. Dann blieben auf Dauer wohl keine 50 Prozent der heutigen rund 360.000 Arbeitsplätze in der Stahlindustrie übrig", sagte Eder der in Essen erscheinenden Westdeutschen Allgemeinen Zeitung (WAZ).
"Damit droht dann auch die enge Zusammenarbeit mit Branchen wie der Autoindustrie und dem Maschinenbau Schaden zu nehmen." Die Gewinne der europäischen Stahlhersteller seien schon jetzt "alles andere als opulent", betonte Eder, der auch Chef des österreichischen Stahlkonzerns Voestalpine ist. "Wenn der Druck noch größer wird, drohen rote Zahlen auf breiter Front."
Angesichts zunehmender Stahlimporte aus China sprach sich Eder für Anti-Dumping-Zölle zum Schutz der europäischen Hersteller aus. "Wir müssen die EU-Kommission davon überzeugen, dass härtere Maßnahmen gegen Stahlimporte mit Dumpingpreisen notwendig sind. Mit Drohgebärden ist es im aktuellen globalen Umfeld nicht mehr getan. Nun muss man Taten folgen lassen", sagte Eder der WAZ. "Wir brauchen auch in Europa kurzfristig Anti-Dumping-Zölle, um eine Chance zu haben, langfristig einen fairen Wettbewerb zu etablieren."
Es sei problematisch, wenn die Europäische Union weltweit der einzig frei zugängliche Markt für Stahlhersteller sei. "Dann werden sich alle hier treffen und das Motto lautet: Jeder gegen jeden." Länder wie die USA oder Mexiko seien konsequenter, wenn es darum gehe, notfalls mit Anti-Dumping-Zöllen ihren Industrien einen fairen Wettbewerb zu ermöglichen. "Die Auswirkungen der zunehmenden Stahlimporte lassen sich an den stark gefallenen Preisen an den europäischen Spotmärkten ablesen. Teilweise liegen die Preise unter den Produktionskosten."
Quelle: Westdeutsche Allgemeine Zeitung (ots)