Berechnung: Deutsche Banken verfügen über weniger Geld für Kredite
Archivmeldung vom 29.11.2011
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDeutschlands Banken haben deutlich weniger Geld für ihr Geschäft zur Verfügung als noch vor einem Jahr. Das geht aus Berechnungen des Finanzdatenanbieters Thomson Reuters für die Tageszeitung "Die Welt" hervor. Die Summe der Mittel, die sich die Banken von Investoren geliehen haben, machte demnach in den ersten neun Monaten des Jahres nicht einmal die Hälfte des Betrages aus, den die Kreditinstitute für auslaufende Anleihen an ihre Geldgeber zurückzahlen mussten - unter dem Strich würden dadurch die Bankbilanzen erheblich schrumpfen. Es drohten Engpässe in der Kreditversorgung: Vor allem langfristige Darlehen könnten für viele Unternehmen und Privatkunden in den kommenden Monaten fehlen, fürchten Branchenexperten.
In den ersten elf Monaten dieses Jahres haben sich die deutschen Banken den Thomson-Reuters-Daten zufolge 40,4 Milliarden Euro bei Investoren geliehen. Im selben Zeitraum wurden aber Anleihen in einem Volumen von 92,5 Milliarden Euro fällig. Diese Daten erfassen sogenannte unbesicherte Anleihen, die traditionell das Rückgrat der Kapitalmarktfinanzierung von Banken bilden. Daneben stehen den Instituten auch besicherte Emissionen zur Verfügung, bei denen etwa Hypothekenkredite zu Pfandbriefen gebündelt und weiterverkauft werden. Doch bei diesen Emissionen zeigt sich ein ähnliches Bild: Zwischen Januar und November 2011 liefen laut Thomson Reuters besicherte Anleihen in einem Volumen von 50,4 Milliarden Euro aus, über Neuemissionen kamen nur 27,8 Milliarden Euro herein. Unter dem Strich bleibt bei diesen beiden wichtigsten Anleiheklassen somit eine Finanzierungslücke von 75 Milliarden Euro - dies lässt darauf schließen, dass das Kundengeschäft der Häuser in einem ähnlichen Umfang schrumpfen muss. Hauptgrund für die schrumpfenden Bilanzen hierzulande dürften neue Kapitalvorschriften für die Banken sein.
"Deutschland läuft auf eine ernsthafte Kreditklemme zu", warnt Siegfried Jaschinski, früherer Landesbankchef und heute Vorstand beim Frankfurter Institut Mainfirst. "Erste Unternehmen melden bereits Probleme, größere Aufträge zu finanzieren." In der Branche rechnet man damit, dass vor allem langfristige Darlehen deutlich teurer werden oder für viele Kunden schlicht nicht mehr erhältlich sind.
Quelle: dts Nachrichtenagentur