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Bespitzelung von Mitarbeitern hat in Deutschland System

Archivmeldung vom 23.07.2009

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 23.07.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Deutsche Unternehmen lassen Mitarbeiter in bislang ungeahntem Ausmaß überwachen. So setzen viele Arbeitgeber systematisch Detektive auf Beschäftigte an - etwa im Krankheitsfall oder zur Kontrolle von Außendienstlern.

Das berichtet das Hamburger Magazin stern in seiner neuen, am heutigen Donnerstag erscheinenden Ausgabe.

Dem Magazin liegen die vertraulichen Protokolle von Dutzenden Detektiveinsätzen vor, bei denen Arbeitgeber Angestellte beschatten ließen. Der Raststättenbetreiber Tank & Rast etwa engagierte genauso Privatermittler wie eine Tochter des Industriekonzerns Evonik und die Fluggesellschaft Air Berlin. Selbst kleine Familienbetriebe wie etwa eine Gärtnerei in Troisdorf und eine Apotheke in Siegen setzten nach stern-Erkenntnissen Detektive ein; die Müllabfuhr in Bochum, die mittelständische Chemiefirma ISL und das Pharmaunternehmen Orthomol ebenfalls. Die Arzneimittelhersteller Betapharm und Medice wiederum ließen ihre Außendienstler kontrollieren.

Observationen von Mitarbeitern können bei begründetem Verdacht berechtigt sein. Die Detektivprotokolle legen jedoch den Eindruck nahe, dass die Aktionen in vielen Fällen nur einem Zweck dienen: einen Kündigungsgrund zu finden. Das Magazin hat dem Bundesbeauftragten für Datenschutz, Peter Schaar, eine Reihe von Protokollen vorgelegt. Sein Urteil: "Oft fehlt es an einem konkreten Verdacht gegenüber dem Mitarbeiter. In solchen Fällen dient eine Observation nur dazu, einen Anlass für den Rausschmiss zu finden." Vom stern damit konfrontiert, redeten die meisten Firmen die Spähaktionen als "Einzelfälle" herunter oder distanzierten sich im Nachhinein wie etwa Evonik.

Das Augsburger Unternehmen Betapharm beispielsweise ließ nach stern-Recherchen im Frühsommer 2007 seine Pharmareferenten beschatten. Die Rechnung ging auf: Offenbar schummelten einige bei der Angabe ihrer Arbeitszeiten. Viele verloren ihren Job. Die Firma will heute nur noch soviel zu den Observationen sagen: "Bei den Kündigungen hat Betapharm im Rahmen arbeitsrechtlicher Vorschriften gehandelt."

Quelle: stern

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