Continental-Chef: Deutschland fehlt Aufbruchstimmung
Archivmeldung vom 13.01.2014
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 13.01.2014 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Manuel SchmidtDer Chef des DAX-Konzerns Continental, Elmar Degenhart, befürchtet, dass Deutschland zu bequem wird: "In der Breite fehlt uns eine Aufbruchstimmung, wie sie vor allem in den 1960er-Jahren herrschte", sagte er in einem Interview mit dem "Handelsblatt". "Uns geht es sehr gut im Vergleich zu anderen, aber wir ruhen uns zu gern auf den Erfolgen der Vergangenheit aus."
Die Gefahr ist aus Sicht des Topmanagers groß, das oft sehr hart Erarbeitete als "allzu selbstverständlich" zu nehmen. Eine Verbesserung durch die neue Bundesregierung sieht Degenhart "nach dem ersten Eindruck nicht". Das neue Regierungsprogramm erzeuge jedenfalls keine Aufbruchstimmung, besonders in der Wirtschaft. "Wir leben davon, innovativ und wettbewerbsfähig zu sein. Dabei hilft uns die Politik derzeit nicht sonderlich", kritisierte Degenhart. "Die Lohnstückkosten sind wieder deutlich gestiegen, die Agenda 2010 wird zusehends verwässert. Instrumente wie Mindestlohn und EEG-Umlage sorgen zudem für eine noch stärkere Regulierung."
Geschäftlich läuft es dagegen gut für den Autozulieferer und Reifenhersteller aus Hannover. "Das vierte Quartal entsprach unseren Erwartungen. Damit erreichen wir unsere Ziele von bis zu 33,5 Milliarden Euro an Umsatz und mindestens 10,5 Prozent bereinigte Ebit-Marge", sagte Degenhart. Das sei angesichts der teils schwierigen Umstände "ein schöner Erfolg".
Die Hauptversammlung am 26. April entscheidet über die Dividende für 2013. "Auf jeden Fall können die Aktionäre mit einer Dividende rechnen, die im Rahmen unserer Ausschüttungsquote der vergangenen Jahre liegt, also zwischen 15 bis 30 Prozent des Konzernnettogewinns", kündigte der Conti-Chef im Gespräch mit dem "Handelsblatt" an.
Das Autojahr 2014 sieht er vor dem Start der US-Branchenmesse in Detroit an diesem Montag "insgesamt positiv". Das Wachstum in Asien gehe weiter. Auch Nordamerika habe das Potenzial, weiter zu wachsen, so Degenhart. In Bezug auf den 2013 geschrumpften europäischen Automarkt bleibt er z! urückhal tend: "Ich gehe davon aus, dass es zumindest nicht mehr schlimmer wird. Aber wie stark ein mögliches Wachstum ausfällt, wagen wir erst nach dem ersten Quartal zu sagen."
Continental-Chef: Wettlauf um Rohstoff Daten
Elmar Degenhart, Chef des Autozulieferers Continental, sieht das Auto im Mittelpunkt der digitalen Datenjagd: "Seit einiger Zeit erleben wir einen Wettlauf um den Rohstoff Daten. Nachdem Büros und private Haushalte weitgehend erschlossen sind, ist nun das Auto an der Reihe", sagte er in einem Interview mit dem "Handelsblatt". Die Chancen sind aus Sicht des Managers enorm, die Potenziale seien riesig. "Neue Funktionen werden entstehen. Zusätzlich wird das Auto milliardenfach Daten liefern. Weltweit gibt es gut eine Milliarde Autos. Im Schnitt fahren sie fast eine Stunde pro Tag. Das ist eine gewaltige, wertvolle Datenmenge", meint Degenhart. Wenn die Nutzer durch das geplante automatisierte Fahren im Auto etwa surfen und online einkaufen könnten, ergäben sich "daraus völlig neue Geschäftsmöglichkeiten". Dabei sieht der Chef des DAX-Konzerns bei einigen Dienstleistungen künftig Interessenskonflikte zwischen aktuellen Bündnispartnern. "Die Autohersteller werden die im Fahrzeug anfallenden Daten nicht ohne weiteres Dritten überlassen", ist Degenhart überzeugt. Die Niedersachsen befürchten aber nicht, dass Google eigene Autos bauen könnte. "Unternehmen wie Google engagieren sich vorrangig für Geschäftsmodelle rund um digitale Daten", so Degenhart. "Warum sollten sie in das Autogeschäft einsteigen, das ganz andere nämlich vergleichsweise deutlich geringere Margen aufweist?". Degenhart selbst will auf dem Weg zum automatisierten Fahren weitere Bündnisse eingehen, sagte er dem "Handelsblatt": "Als Continental gehen wir dabei ganz opportunistisch vor: Jede Partnerschaft muss allen Beteiligten nützen. Wenn das gilt, dann arbeiten wir zusammen."
Quelle: dts Nachrichtenagentur