Experte zweifelt an Verdreifachung der Atomkapazitäten bis 2050
Archivmeldung vom 21.12.2023
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićMycle Schneider, Herausgeber des Weltnuklearberichts (WNISR), hält es für ausgeschlossen, dass die globalen Atomkapazitäten bis 2050 verdreifacht werden können. "Es geht nicht", sagte Schneider in einem Podcast des Senders ntv.
Das wären weit über 1.000 Atomkraftwerke, die in nur 27 Jahren gebaut werden müssten. Für solche Projekte komme aber nur eine Handvoll Unternehmen infrage, die "bereits mit den existierenden Reaktorflotten bis an die Grenze ausgelastet" seien. Als Beispiel nennt der Atomexperte die Insolvenz des US-Konzerns Westinghouse im Jahr 2017, nachdem gleich zwei Atomprojekte aus dem Ruder liefen. "Beim französischen Pendant Framatome sieht es ähnlich aus", sagte Schneider. Eine Alternative wäre die nationale südkoreanische Gesellschaft KEPCO, doch auch die habe Schulden.
"Das sind doch keine Bedingungen, um in großem Maße Atomkraftwerke zu bauen", so der Anti-Atomkraft-Aktivist. Bleiben laut Schneider China und Russland: Die beiden großen chinesischen Unternehmen seien allerdings von der US-Regierung auf eine schwarze Liste gesetzt worden. "Für Unternehmen aus der westlichen Welt ist es praktisch unmöglich, mit ihnen zu kooperieren. Und Russland? Ich muss nicht groß erklären, warum das problematisch ist." 22 Staaten - darunter die USA, Frankreich, Finnland, Großbritannien, Japan, Kanada, die Niederlande, Polen, Schweden, Südkorea, die Ukraine und die Vereinigten Arabischen Emirate - hatten Anfang Dezember auf der Weltklimakonferenz COP28 in Dubai erklärt, die globalen Atomkapazitäten bis 2050 verdreifachen zu wollen. Doch selbst China, der größte Atominvestor der vergangenen 20 Jahre, setzt laut Schneider vorwiegend auf erneuerbare Energien: "China hat 2022 etwa zwei Gigawatt Atomkraft ans Netz gebracht, aber auch 125 Gigawatt an Solar und Wind", sagte dem Sender ntv.
Der jüngste WNISR wurde am 6. Dezember vorgestellt. Auf mehr als 500 Seiten tragen Schneider und ein Team von Forschern aus Großbritannien, Deutschland, Frankreich, Japan, Kanada und den USA zusammen, wie es um die Atomindustrie bestellt ist.
Quelle: dts Nachrichtenagentur