Karstadt-Investor Berggruen fordert Entgegenkommen von Highstreet
Archivmeldung vom 16.06.2010
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittKarstadt-Investor Nicolas Berggruen rechnet fest mit einer Einigung im Streit um die Mieten für die Warenhäuser. Im Gespräch mit dem Wirtschaftsmagazin 'Capital' deutete Berggruen an, dem Highstreet-Konsortium entgegenkommen zu wollen - forderte aber zugleich auch den Eigner der Warenhausimmobilien auf, sich zu bewegen. "Am Ende wird die andere Seite realistisch sein - so wie wir", sagte Berggruen im 'Capital'-Interview.
Highstreet besitzt 86 von insgesamt 120 Karstadt-Immobilien. Die Gruppe hatte sich selbst am Bieterverfahren um die Warenhauskette beteiligt - und dabei angeboten, über fünf Jahre auf Mieteinnahmen von 230 Millionen Euro zu verzichten. Weitere 160 Millionen Euro Nachlass hatten die Gläubiger des Konsortiums, das von der US-Bank Goldman Sachs geführt wird, bereits vorab gewährt. Im Gegenzug sollten sie Anteile an Karstadt erhalten. Dieses Paket hat Highstreet nach eigener Darstellung auch Berggruen angeboten - wozu sich dieser nicht äußern will. Aus dem Umfeld des Investors sei jedoch zu erfahren, dass die Höhe des Mietnachlasses für Berggruen akzeptabel sei, die Beteiligung der Gläubiger hingegen nicht, berichtet 'Capital'. "Eine Gesellschaft muss ohne Hindernisse arbeiten können", sagte Berggruen. Sollte die Übernahme am Ende an den Mietkonditionen scheitern, wäre er "sehr enttäuscht". Für Karstadt wäre dies "eine Katastrophe".
Die aus dem Highstreet-Umfeld gestreuten Unterstellungen, der Investor kenne die Mietverträge gar nicht und sei nach Afrika gereist, statt sich in Details einzuarbeiten, weist Berggruen als "unverschämt" zurück. Er sei in Afrika gewesen, "um Gespräche für das Berggruen-Institut zu führen". Sobald die Karstadt-Verhandlungen konkret geworden seien, sei er nach Deutschland gereist. "Wir nehmen das Ganze ernst", betonte Berggruen im Gespräch mit 'Capital'.
Vermutungen, der Investor wolle entgegen seinen Ankündigungen sechs Karstadt-Häuser schließen, widersprach der 48-Jährige: "Es bleibt dabei, wir werden alle Häuser übernehmen, und Schließungen sind nicht vorgesehen."
Quelle: 'Capital' (Ausgabe 7/2010, EVT 17. Juni)