Mitarbeiterbeteiligung:Arbeitgeber wettern gegen Politik
Archivmeldung vom 22.04.2008
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Freigeschaltet durch Oliver RandakNach dem Willen der Koalition sollen Mitarbeiter künftig durch spezielle Fonds am Firmenerfolg beteiligt werden. Für Unternehmen sind die Pläne kaum attraktiv, kritisieren Arbeitgebervertreter.
Die Vorschläge seien kaum geeignet, die Beteiligung von Arbeitnehmern am Kapital in Deutschland voranzubringen, sagte Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt der „Welt“ vom Dienstag. Zustimmung zum Konzept der Koalition kam dagegen von den Gewerkschaften. Vertreter des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) und der IG Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE) sprachen von einem Schritt in die richtige Richtung.
Die von einer Koalitionsarbeitsgruppe unter Mitwirkung von
Arbeitsminister Olaf Scholz (SPD) beschlossene Regelung soll Anfang
2009 in Kraft treten. Auf Drängen der SPD sollen neben der direkten
Beteiligung am eigenen Arbeitgeber-Unternehmen als indirektes
Instrument Mitarbeiterbeteiligungsfonds geschaffen werden. Diese müssen
75 Prozent ihres Vermögens in den Firmen anlegen, deren Beschäftigte
Anteile an dem Fonds erwerben.
Der
Steuerfreibetrag für direkte Beteiligungen wird der Arbeitsgruppe
zufolge von 135 auf 360 Euro pro Jahr steigen. Die
Arbeitnehmer-Sparzulage für vermögenswirksame Leistungen wird von 18
auf 20 Prozent angehoben. Zudem soll die Zahl der Begünstigten durch
eine Anhebung der Verdienstgrenzen für die Zulage ausgeweitet werden.
Wenig Vorteile für Beschäftigte kleiner Betriebe
„Es
ist für ein Unternehmen kaum attraktiv, 100 Prozent in einen Fonds zu
investieren, von dem anschließend nur 75 Prozent in den Betrieb
zurückfließen“, so Hundt. Für die große Mehrheit der Beschäftigten in
klein- und mittelständischen Unternehmen werde das Modell nicht
wirksam. Von der höheren Förderung würden fast ausschließlich
Beschäftigte von Kapitalgesellschaften profitieren, die schon heute
eine Mitarbeiterkapitalbeteiligung anbieten.
Der Chef der IG BCE, Hubertus Schmoldt, hingegen betonte, das Konzept sei ein „erster Schritt in die richtige Richtung“. Nun müsse sich herausstellen, ob die vorgesehene steuerliche Förderung ausreiche. Er lobte vor allem die vorgesehene Mitarbeiterbeteiligung über branchenbezogene Fonds. DGB-Vorstand Dietmar Hexel sagte der „Frankfurter Rundschau“ vom Dienstag, eine stärkere Mitarbeiterbeteiligung, die nicht zu Lasten der Löhne oder der Altersvorsorge gehe, sei „ein richtiger Schritt“. Auch er begrüßte die Fondslösung.