Arbeitgeber warnen IG Metall vor "überzogener" Lohnpolitik
Archivmeldung vom 20.06.2022
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićVor der Tarifrunde für 3,8 Millionen Beschäftigte der Metall- und Elektroindustrie hat der Präsident der nordrhein-westfälischen Metallarbeitgeber, Arndt G. Kirchhoff, die IG Metall zu einer zurückhaltenden Lohnpolitik aufgerufen.
"Ich kann nur eindringlich davor warnen, durch überzogene Lohnabschlüsse im für die deutsche Volkswirtschaft bedeutendsten Industriezweig die Inflation noch weiter anzuheizen", schreibt Kirchhoff in einem Gastbeitrag für die "Frankfurter Allgemeine Zeitung".
"Gefordert ist ein tarifpolitischer Instrumentenkoffer, der der äußerst heterogenen Lage in den Betrieben Rechnung trägt." Kirchhoff ist Präsident des Arbeitgeberverbands Metall NRW und Vizepräsident des Dachverbands Gesamtmetall. Der Vorstand der IG Metall will am Montag in Frankfurt Eckpunkte seiner geplanten Lohnforderung in der Metall- und Elektroindustrie beschließen. Die Tarifverhandlungen beginnen im September.
Für gut 75.000 Beschäftigte der Stahlindustrie hatte die Gewerkschaft in der vergangenen Woche Tariferhöhungen von 6,5 Prozent und eine Einmalzahlung von 500 Euro erreicht. Ursprünglich hatte sie dort 8,2 Prozent mehr Lohn gefordert. Dazu sagte Kirchhoff: "Der Stahlabschluss kann angesichts der Sonderkonjunktur in diesem Industriezweig sicherlich keine Blaupause für die deutsche Metall- und Elektroindustrie sein."
Auch Gewinnmeldungen einzelner Unternehmen dürften "nicht darüber hinwegtäuschen, dass unsere Industrie insgesamt nach wie vor klar unter Vorkrisenniveau liegt". Zugleich müssten die Unternehmen mit zwei- oder gar dreistelligen Teuerungsraten bei Energie-, Rohstoff- und Beschaffungspreisen zurechtkommen. "Wer glaubt, dass unsere Unternehmen Preissprünge dieser Größenordnung einfach so an Kunden und Verbraucher weitergeben können, der irrt gewaltig", warnte er. Ihm sei aber "auch bewusst, dass steigende Verbraucherpreise unseren Beschäftigten große Sorgen machen", schreibt Kirchhoff. Auch die Arbeitgeber sähen daher die Bundesregierung vor der Aufgabe, auf die Inflation mit weiteren "erheblichen Entlastungen" zu reagieren. "Den Vorschlag des Bundeskanzlers zu einer Konzertierten Aktion begrüße ich daher ausdrücklich." Zugleich warnte er davor, die Bereitschaft der Unternehmen zu einer Bindung an den Tarifvertrag durch zu hohe Lohnabschlüsse zu gefährden. Möglicherweise stehe die Tarifpolitik "sogar vor einer historischen Bewährungsprobe", schreibt Kirchhoff.
Quelle: dts Nachrichtenagentur