Krach bei der Allianz wegen Schnellverkauf der Dresdner Bank
Archivmeldung vom 28.11.2008
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer Allianz droht Krach im Aufsichtsrat wegen des vorgezogenen Verkaufs der Dresdner Bank an die Commerzbank. Nach Angaben des Aufsichtsratsmitglieds Jörg Reinbrecht gegenüber der Online-Ausgabe des Wirtschaftsmagazins 'Capital' kam der Schritt auch für das Kontroll-Gremium des Versicherungskonzerns völlig überraschend.
"Das ist eine Unmöglichkeit: Ich habe heute morgen aus der Pressemitteilung davon erfahren", empört sich Reinbrecht, der für die Gewerkschaft ver.di im Aufsichtsrat der Allianz SE sitzt. Eine entsprechende Beschwerde ist nach Informationen von 'Capital' online an Allianz-CEO Michael Diekmann unterwegs und soll in der nächsten Aufsichtsratssitzung thematisiert werden. Auch andere Aufsichtsratsmitglieder sollen nicht unterrichtet worden sein. Die Allianz hatte die Entscheidung ausdrücklich unter den Vorbehalt der späteren Zustimmung der Aufsichtsräte gestellt. Ein Konzernsprecher erklärte, dass die Nachricht adhoc-meldepflichtig sei und vorher nicht kommuniziert werden durfte. "Das ist ein generelles Problem, vor dem alle Kapitalgesellschaften stehen", räumte Reinbrecht ein. "Doch es muss eine Lösung geben, Adhoc-Meldepflicht und die Mitwirkungsrechte des Aufsichtsrates in Einklang zu bringen."
Die Allianz hatte angekündigt, dass der Schritt vorbehaltlich der Zustimmung der Aufsichtsräte beschlossen sei. Diekmann will mit dem Schritt eine Hängepartie bei der Übernahme beenden, die auch von einem Votum der Aktionäre im Februar abhängig gewesen wäre: "In der aktuellen Situation an den Finanzmärkten ist eine beschleunigte Übernahme der Dresdner Bank durch die Commerzbank vorteilhaft für alle Beteiligten. Insbesondere Mitarbeiter und Kunden profitieren davon, dass nun nicht zwei Banken lange im Übergangsprozess arbeiten müssen, sondern die neue Commerzbank schnell handlungsfähig ist", teilte er mit. Statt der angekündigten zweistufigen Verkaufsprozedur mit einem Mix aus Bar-, Aktien- und Sachwerten bis Herbst 2009 soll die Tochter Dresdner Bank nun bis Anfang des Jahres in einem Paket zur Commerzbank wandern - allerdings für wesentlich weniger als die geplanten knapp zehn Milliarden Euro, so 'Capital' online. Neben einem 15-jährigen Vertriebsabkommen wird der Versicherer nach dem Deal auch einen Anteil von 18,4 Prozent statt der ursprünglich vorgesehenen knapp 30 Prozent halten. Auf Grund der Transaktion wird die Allianz außerdem 600 Millionen Euro für die Dresdner Bank im letzten Quartal 2008 abschreiben müssen. Wie bereits bekannt nimmt die Commerzbank wegen der Finanzkrise den Rettungsfonds der Bundesregierung in Anspruch.
Quelle: 'Capital'