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Pionier der deutschen Private-Equity-Branche ist tot

Archivmeldung vom 24.06.2019

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 24.06.2019 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott
Allbrecht Hertz-Eichenrode
Allbrecht Hertz-Eichenrode

Bild: "obs/HANNOVER Finanz GmbH"

Der Seniorchef und Gründer der HANNOVER Finanz Gruppe Albrecht Hertz-Eichenrode verstarb im Alter von 75 Jahren am 17. Juni 2019 ganz unerwartet nach kurzer schwerer Krankheit.

Der Private-Equity-Pionier war bis zuletzt Beiratsvorsitzender der HANNOVER Finanz und bis 2009 Vorsitzender des Vorstandes der Gruppe. Seit der Gründung des Eigenkapital-Partners im Jahr 1979 war Albrecht Hertz-Eichenrode im Vorstand und ab 1985 Vorstandsvorsitzender. Hertz-Eichenrode gehört zu den Gründern der Private-Equity-Branche in Deutschland und war einer der erfahrensten Private-Equity-Manager im deutschsprachigen Raum. Er war einer der Gründer des Bundesverbandes Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften e. V. (BVK), Berlin. Sein unermüdliches Engagement für unternehmerische Leistungen im Mittelstand und der Einsatz für die eigene Branche gegenüber Politik und Wirtschaft zeichneten ihn aus. Er lebte das Prinzip des ehrbaren Kaufmanns. Sein Handschlag galt - auf ihn war immer Verlaß.

Albrecht Hertz-Eichenrode begann seine berufliche Laufbahn als Management Consultant für die A. T. Kearney GmbH, Düsseldorf, und als kaufmännischer Geschäftsführer der Bong Mining Co., Monrovia/Liberia. Er erhielt seine wirtschaftswissenschaftliche Ausbildung am Iowa Wesleyan College (B.A) in Mt. Pleasant/ USA und im Inst. Univ. des Hautes Etudes Intern., (lic. ès. sc. pol.) in Genf (Schweiz).

Der Pionier der deutschen Private-Equity-Branche plante frühzeitig seine eigene Nachfolge und gab sein Amt 2009 zunächst weiter an seinen Vorstandskollegen Andreas Schober. Gleichzeitig kam sein Sohn Goetz Hertz-Eichenrode in den Vorstand. Der Senior hat 2017 aktiv den Wechsel seines Sohnes an die Spitze der HANNOVER Finanz begleitet, der seitdem als Sprecher des Vorstands die Geschicke des hannoverschen Eigenkapital-Partners in Händen hält. Hertz-Eichenrode, der 1989 auch den Branchenverband der deutschen Kapitalbeteiligungsgesellschaften BVK gründete, baute die HANNOVER Finanz als eine der ersten Beteiligungsgesellschaften in Deutschland von Beginn an auf.

Als Albrecht Hertz-Eichenrode 1979 aus Afrika nach Hannover kam, um die HANNOVER Finanz aufzubauen, gab es in Deutschland das Wort Private Equity noch nicht. Die Verträge waren ein paar Seiten lang, die Angebote kamen über das persönliche Netzwerk und der kaufmännische Handschlag galt noch. Zuvor hatte er als kaufmännischer Geschäftsführer vier Jahre lang in Liberia das wichtigste Eisenerzrohstoffversorgungsunternehmen der deutschen Stahlindustrie, die Bong Mining Company, geführt. Mittelständische Firmen gaben den Anstoß zur Gründung der Beteiligungsgesellschaft, die inzwischen auf eine 40-jährige Geschichte zurückblicken kann. Sie fragten die HDI-Versicherung, bei der sie versichert waren, ob sie nicht auch Eigenkapital zur Verfügung stellen könne. Das war die Geburtsstunde des Eigenkapitalpartners HANNOVER Finanz GmbH und seiner auf langfristige Investitionen ausgerichteten Evergreenfonds. Die Zeichen standen günstig für Beteiligungen: Die 1980er Jahre waren geprägt von der technischen Revolution und dem Umbau vieler Branchen. Beispiele für die Branchenrevolution sind heute international bekannte Firmen wie die Fielmann AG und die Rossmann-Drogeriemärkte. An Fielmann war HANNOVER Finanz von 1982 bis 1991 beteiligt, an Rossmann von 1979 bis 2002, was mit 22 Jahren bis heute als der längste Beteiligungszeitraum in der Private-Equity-Branche gilt. Mit der Familie Roßmann verband Albrecht Hertz-Eichenrode durch die Zusammenarbeit eine jahrzehntelange Freundschaft, die auch von der nächsten Generation gepflegt wird. Er war bis zuletzt der Beiratsvorsitzende der Drogeriemarktkette Rossmann mit Sitz in Hannover.

1993 kam die Chance für Hertz-Eichenrode und das HANNOVER Finanz-Team selbst einen Management-Buy-out zu wagen. Seitdem ist die HANNOVER Finanz unabhängig und das Managementteam mit 28 Prozent beteiligt. Aus dem Umfeld der HDI-Versicherungsgruppe ist die HANNOVER Rück mit ihren 28 Prozent der größte Gesellschafter geblieben. Mit großem Engagement hat Albrecht Hertz-Eichenrode die HANNOVER Finanz in die Unabhängigkeit geführt. Er scheute sich nicht, in der Öffentlichkeit für die Belange seiner Branche zu kämpfen und sich für das Thema Beteiligungskapital im Sinne mittelständischer Unternehmen bei Politikern und Wirtschaftsverbänden einzusetzen.

Hertz-Eichenrode folgte dem Prinzip des ehrbaren Kaufmanns. Er hielt auch an der nachhaltigen Investitionspolitik fest, als Anfang der 2000er Jahre andere Private-Equity-Gesellschaften das angelsächsische Prinzip der kurzfristigen Investments attraktiver fanden und verfolgten. Noch heute folgt die HANNOVER Finanz seinen Werten der Nachhaltigkeit und Beständigkeit und investiert nach wie vor langfristig in gut aufgestellte Mittelständler mit einem Mindestumsatz von 20 Millionen Euro.

Hertz-Eichenrode hat der HANNOVER Finanz nicht nur seinen Wertekanon hinterlassen, der sich in dem Leitsatz "Gemeinsam Erfolg wagen" und dem Leitbild des Eigenkapital-Partners wiederfindet. Er übergab seinen Nachfolgern vor allem eine solide durchfinanzierte Beteiligungsgesellschaft, die bis heute eine durchschnittliche Rendite im zweistelligen Bereich erzielt. Es ist sein Verdienst, dass die HANNOVER Finanz sich von einer "One-Man-Show" zu einem Eigenkapital-Partner mit 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern entwickelt hat und neben dem Hauptsitz in Hannover im Jahr 2001 einen weiteren Standort in Wien aufbauen konnte. Mit seinem Netzwerk hat er für Investoren aus dem Versicherungs- und Bankensektor gesorgt, die der Beteiligungsgesellschaft seit 1979 die Treue halten. Und auch die über 200 Unternehmensbeteiligungen, die der Eigenkapital-Partner während seiner Zeit als Vorstandvorsitzender einging, waren zu 95 Prozent erfolgreich.

Quelle: HANNOVER Finanz GmbH (ots)

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