IGBCE-Chef Vassiliadis: Grüne Unternehmen "kein Stück bessere Kapitalisten"
Archivmeldung vom 13.11.2019
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Freigeschaltet durch André OttIGBCE-Chef Michael Vassiliadis beklagt den mangelnden Einfluss der Gewerkschaften in der Ökostrom-Branche. IGBCE, Verdi und IG Metall seien "bei den erneuerbaren Energien insgesamt nicht gut unterwegs", sagte er am Rande des IGBCE-Zukunftskongresses in Essen der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung.
Die Unternehmen im Bereich der grünen Energien seien "leider kein Stück bessere Kapitalisten als andere", beklagt Vassiliadis. "Dass sie an guten Tarifverträgen interessiert wären, kann ich jedenfalls nicht feststellen. Die reden lieber mit der Politik, die Subventionen organisiert, als mit uns über Krisenprävention." Deshalb müssten alle in dieser Branche tätigen Gewerkschaften, das sind IGBCE, Verdi und IG Metall, zusammen schauen, "wie wir in diesem subventionierten Wachstumsbereich mehr Mitglieder gewinnen".
Vassiliadis beklagte die desolate Lage der Windkraftbranche in Deutschland, was nicht zur Energiewende passe. Die Siemens-Tochter Gamesa und der Turbinenbauer Enercon hatten zuletzt den Abbau Tausender Arbeitsplätze angekündigt. "Diese Absurdität entsteht durch die wenig konzeptionelle Vorgehensweise in der Energiepolitik. Die Windkraft zu deckeln, halte ich für einen großen Fehler", sagte Vassiliadis. Und: "Die Regierung hat sich zum Ziel gesetzt, 65 Prozent des Stroms bis 2030 aus Erneuerbaren zu gewinnen, doch beim Ausbau der Erneuerbaren läuft es derzeit maximal kontraproduktiv. Wenn wir nicht den Ausbau der Netze, des Ökostroms und der Ersatz-Gaskraftwerke enorm beschleunigen, bekommen wir Mitte der 2020er-Jahre ein Problem bei der Versorgungssicherheit."
Mit Blick auf die Umbrüche in der Arbeitswelt durch Digitalisierung, Demografie und Energiewende mahnte Vassiliadis die Industriegewerkschaften, künftig enger zusammenzuarbeiten: "Ich denke, wir sollten als Gewerkschaften lauter und stärker zusammen auftreten - und so auch unsere Dachmarke DGB in der öffentlichen Wahrnehmung stärken. Bei allem Stolz auf die eigene Organisation ist es keine Zeit für Eitelkeiten und Alleingänge."
Quelle: Westdeutsche Allgemeine Zeitung (ots)