Indischer Hotelkonzern Oyo stoppt Expansion in Deutschland
Archivmeldung vom 17.03.2020
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Freigeschaltet durch André Ott17. März 2020 - Das milliardenschwere Start-up Oyo aus Indien stampft seine Expansionspläne für Deutschland wieder ein. Ein Team in Berlin habe im vergangenen Jahr allerdings ohne zählbaren Erfolg versucht, hunderte Hotels von einer Kooperation zu überzeugen, berichteten ehemalige Angestellte gegenüber dem Wirtschaftsmagazin 'Capital' (Ausgabe 4/2020, EVT 19. März).
Ende des Jahres zog Oyo dann die Notbremse: Einige Mitarbeiter seien bei einem Tochterunternehmen untergekommen oder hätten die Firma verlassen, andere wurden vorher entlassen, berichten Insider. Der Rückzug ist eine herbe Schlappe für das indische Unternehmen, das innerhalb weniger Jahre zu einer der größten Hotelketten der Welt avanciert ist. Oyo kooperiert mit kleinen Hotels, die es mit einheitlichen Möbeln ausstattet. Über seine Buchungsplattform sorgt es für eine hohe Auslastung und erhält dafür einen Teil der Einnahmen. Bekannte Wagniskapitalgeber wie Softbank bewerten Oyo mit zehn Mrd. Dollar. Aktuell ist das Unternehmen jedoch im Krisenmodus: Um schneller profitabel zu werden, kündigt es laut Bloomberg rund 5.000 Mitarbeitern.
Für den deutschen Markt sprach CEO Ritesh Agarwal noch im vergangenen Frühjahr von "enormem Potenzial". Tatsächlich war ein starker Wachstumskurs geplant, jeden Monat wollte Oyo etwa zehn Hotels hinzugewinnen, erzählt ein ehemaliger Angestellter. Davon sind Monate später aber nur noch zwei Hotels übrig. Eine Hotelmanagerin, die Oyos Konditionen und die zusätzlichen Einnahmen verglichen hat, sagt: "Das hat sich für uns einfach nicht gerechnet." Auch das Argument der stärkeren Auslastung habe nicht funktioniert, erklärt ein Ex-Angestellter: "In Berlin sind die meisten Hotels komplett ausgebucht."
Oyo investiert nun in ein anderes Geschäft: Für 370 Mio. Euro kaufte es von Axel Springer den Ferienhausvermittler @Leisure. Auf Nachfrage bestätigte Oyo den Strategiewechsel: Man konzentriere sich nun auf die Vermittlung von Ferienunterkünften.
Quelle: Capital, G+J Wirtschaftsmedien (ots)