Mieterschützer und Konzerne fordern Milliarden für Sanierung
Archivmeldung vom 05.11.2021
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićAuf dem Wohnungsmarkt könnte sich ein ungewöhnliches Zweckbündnis bilden. Sowohl der Präsident des Deutschen Mieterbundes (DMB), Lukas Siebenkotten, als auch der Chef des Immobilienkonzerns Vonovia, Rolf Buch, fordern Zuschüsse in Milliardenhöhe von einer möglichen Ampel-Koalition.
Unabhängig voneinander sagten sie der "Süddeutschen Zeitung", Ziel müsse es sein, dass die Warmmiete nach einer energetischen Sanierung nicht steige. Das aber sei ohne deutlich mehr Geld vom Staat nicht möglich. Bisher hätten Vermieter oft keinen echten Antrieb zum Modernisieren, weil es kompliziert sei und oft Streit gebe, sagte Mieterschützer Siebenkotten. Die Menschen hätten zugleich Angst vor Mieterhöhungen und verweigerten sich deswegen.
"Deshalb braucht es dringend sehr viel größere staatliche Zuschüsse: mindestens zwei bis drei Milliarden Euro im Jahr. Vielleicht sogar noch mehr", forderte er. "Ohne wird es nicht gehen." Ähnlich äußerte sich Konzernchef Buch: Er schätzte, dass in den nächsten zehn Jahren "gut und gern 800 Milliarden Euro" in die energetische Sanierung des gesamten deutschen Gebäudebestands fließen müssten. Dafür arbeite man zwar auch an effizienteren und damit günstigeren Methoden, trotzdem müsse aber ein Teil der Investitionssummen vom Staat kommen.
Zugleich aber üben die Mieterschützer heftige Kritik an den börsennotierten Wohnungskonzernen in Deutschland. In einem achtseitigen Papier, über das die SZ ebenfalls berichtet, heißt es, für ihre Wohnungen stiegen die Mieten noch schneller als auf dem Gesamtmarkt. Unterhalt, Modernisierung und laufende Kosten würden oft intransparent und systematisch falsch abgerechnet; außerdem trieben konzerneigene Dienstleistungs-Töchter die Kosten in die Höhe, um noch mehr Gewinn zu generieren. Es werde "so viel herausgeholt, wie gerade eben noch möglich ist. Und nach Möglichkeit noch etwas mehr", sagte Siebenkotten.
"Das gehört ganz klar zur Strategie." Insgesamt, so das Fazit des Papiers, seien die Konzerne "primär ihren Aktionären und deren Gewinnerwartungen verpflichtet" - und das "unabhängig von den Folgen der Coronakrise durch Kurzarbeit, Einnahme- und Verdienstausfälle oder sogar Arbeitslosigkeit". "In vielen Orten herrscht Mangel auf dem Markt - und der spiegelt sich in den Preisen wider", sagte dagegen Vonovia-Chef Buch. Allerdings erkennt auch er an: "Es herrscht insbesondere in Großstädten eine große Angst bei den Menschen, ihre Wohnung zu verlieren." Wem das passiere, weil ihm gekündigt wird oder weil die Miete steigt, der habe es "sehr schwer, eine neue gleichwertige zu finden".
Quelle: dts Nachrichtenagentur