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Näherin aus Mittelamerika klagt an: "adidas ist ein Monster!"

Archivmeldung vom 17.05.2006

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 17.05.2006 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Jens Brehl

Estela Ramirez nähte bis zu ihrer Entlassung für adidas. Sie ist Sprecherin der entlassenen Hermosa-GewerkschafterInnen aus El Salvador und berichtet auf der Pressekonferenz am 19. Mai um 11 Uhr im Domforum Köln über ihren Kampf für menschenwürdige Arbeitsbedingungen. "adidas ist ein Monster, deswegen bin ich nach Deutschland gekommen", so Frau Ramirez zu Beginn ihrer zweiwöchigen Rundreise durch Deutschland.

Trotz glänzender Geschäftszahlen werden bei adidas-Zulieferbetrieben Arbeitsrechte mit Füßen getreten. Beispiel: adidas Zulieferbetrieb Hermosa in El Salvador (Mittelamerika). Die NäherInnen mussten dort unzählige Überstunden leisten. Sie wurden durch VorarbeiterInnen permanent zur Eile gedrängt. Pausen wurden nicht geduldet. Selbst der Gang zur Toilette wurde überwacht. "Wenn wir zu lange brauchten, holten uns die VorarbeiterInnen raus", so Estela Ramirez auf einem Vortrag ihrer Rundreise.

Als ihnen nicht einmal mehr der geringe Lohn ausbezahlt wurde, gründeten die ArbeiterInnen eine Betriebsgewerkschaft. Kurz darauf fanden sie sich auf der Straße wieder, die Fabriktore wurden für immer geschlossen. Die ausstehenden Löhne wurden den ArbeiterInnen nicht ausgezahlt, ebenso wenig die Gelder, die für Sozialabgaben von ihrem Lohn abgezogen, aber niemals an die staatlichen Stellen abgeführt wurden. Dies ist nicht nur ein Verstoß gegen die Landesgesetzte und internationalen Konventionen, sondern auch ein Bruch des Verhaltenskodex von adidas.

Trotz Kontrollen behauptet adidas von den Arbeitsrechtsverletzungen nichts gewusst zu haben. adidas weigert sich bis heute, die NäherInnen zu entschädigen. Die internationale Kampagne für 'Saubere' Kleidung (Clean Clothes Campaign/CCC) forderte den Konzern immer wieder auf, in einen Entschädigungsfonds für die ArbeiterInnen zu zahlen und in weiteren Zulieferbetrieben für die Einstellung der Frauen zu sorgen, die aufgrund ihres gewerkschaftlichen Engagements auf einer "schwarzen Liste" stehen und keine Anstellung mehr finden. "Die Markenfirmen spielen auf Zeit. Während wir nach einem Jahr ohne Lohn ums bloße Überleben kämpfen", kommentiert Estela Ramirez dieses Verhalten.

Seit vielen Jahren weist die CCC adidas auf diese und ähnliche Missstände in den weltweiten Zulieferbetrieben hin. Doch bis heute hat sich an der Situation der NäherInnen kaum etwas geändert. Die Kampagne zur Fußball-Weltmeisterschaft soll dies ändern. Auftakt der WM-Kampagne war der 11. Mai. "Made in hell" stand auf den Transparenten der CCC-AktivistInnen, die die Aktionäre bei der adidas-Hauptversammlung begrüßten. Während es vor der Stadthalle in Fürth lautstarke Proteste gegen die Produktionsbedingungen in den weltweiten adidas Zulieferbtrieben gab, haben VertreterInnen der CCC während der Hauptversammlung in Redebeiträgen die zentralen Kritikpunkte bei adidas benannt: Maik Pflaum von der Christlichen Initiative Romero (CIR) informierte über die Situation in Hermosa und forderte den Vorstand auf, endlich zu handeln. CIR-Sprecherin Sandra Dusch Silva bezog sich auf eine aktuelle Studie der CCC, wonach die Reallöhne in den weltweiten Zulieferbetrieben stetig sinken. Die CIR übergab adidas-Chef Hainer tausende Protestpostkarten, auf denen ein Ende der Hungerlöhne gefordert wird.

Höhepunkt der WM-Kampagne wird der bundesweite Aktionstag am 19. Mai sein. In Köln findet im Anschluss an die Pressekonferenz ein "Unfaires Spiel mit NäherInnen" statt. AktivistInnen werden in diesem Spiel symbolisch den PassantInnen die menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen bei adidas & Co aufzeigen.

Quelle: Pressemitteilung Christliche Initiative Romero

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