Heros-Fall hat die Bundesbank aufgeweckt
Archivmeldung vom 03.05.2006
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Freigeschaltet durch Jens BrehlIn einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung (27.04.06) bemerkte Franz-Christoph Zeitler, Vorstandsmitglied der Bundesbank, dass die Bundesbank nach der Insolvenz der Transportfirma Heros den Umgang mit Bargeld sicherer machen will.
Dafür sollen u. a. die Transportbehälter der Scheine mit
einem Code gekennzeichnet werden, der Herkunft und Bearbeitung
preisgibt - ähnlich wie die Kennzeichnung von Lebensmitteln. Zudem
will Zeitler das Projekt "elektronische Öffnung" vorantreiben, das
Banken und Handel Informationen über Art und Zustand der
eingereichten Gelder ermöglichen soll.
Dabei bezieht sich die Bundesbank explizit auf die kriminellen
Vorfälle bei der Transportfirma Heros. "Interessant ist, dass die
Bundesbank", so Dr. Harald Olschok, Hauptgeschäftsführer der BDGW,
"die Transportbehälter als kritischen Punkt lokalisiert hat. Die
Ermittlungen zeigen jedoch deutlich, dass die Gelder auf andere
Konten geflossen sind. Transportbehälter spielten bei der
Heros-Pleite gar keine Rolle". Bedingt durch die Annahme und
Gutschrift sämtlicher Einzahlungen hatte die Bundesbank eine
komplette Transparenz über die Zahlungsströme der Heros-Gruppe.
Unklar ist, warum die Risk-Instrumente der Bundesbank keine Anzeichen
erkannt haben oder es keinen Hinweis an die BaFin gegeben hat.
Technischer Standard von Vorgestern
Die BDGW vermutet, dass die Bundesbank mit dem Hinweis auf die
Transportbehälter ihre seit Jahren bekannte Schwachstelle verdecken
möchte. Wiederholt hat die BDGW (und die Kunden aus Handel und
Banken) in der Vergangenheit von der Bundesbank mehr Qualität bei der
technischen Umsetzung gefordert. So erfolgt die Bestellung und
Anmeldung von Bargeldanforderungen immer noch in Papierform unter
Einsatz des Telefaxgerätes. In Zeiten der elektronischen
Datenverarbeitung und des eBanking eine kaum zu glaubende Tatsache.
BDGW-Forderung nach elektronischer Öffnung gibt Kunden Sicherheit
Die schon lange bestehende Qualitätskritik der BDGW will die
Bundesbank nun beantworten und die elektronische Öffnung
"vorantreiben". Wäre dies schon früher erfolgt, hätten die Kunden
zeitgleich und auf elektronischem Weg Einblick in die
Eingangsprozesse bei der Bundesbank bekommen. Eine Verschiebung auf
Zwischenkonten wäre spätestens dann aufgefallen, wenn der
Zahlungseingang bei der Bundesbank im elektronischen System nicht
aufgetaucht wäre.
Die nun geplante Modernisierung schafft Transparenz in die
Zahlungseingänge und gibt den Kunden Sicherheit über den Verbleib
ihrer Gelder. Offen ist jedoch, wann die Umsetzung beginnt und
abgeschlossen sein wird.
Schwächen der monopolitischen Bundesbankstruktur
Aus Sicht der BDGW, so Hauptgeschäftsführer Dr. Harald Olschok, dokumentiert der ganze Vorgang die Ineffizienz der monopolistischen Struktur der Bundesbank. Während Privatkunden die Chance hätten, bei Qualitätsmängeln das Geldinstitut zu wechseln, sei die Branche und die Kunden dem Festhalten der Bundesbank an ihrem antiquierten Standard ausgeliefert. "Ein Grund mehr", so Olschok, "der Bundesbank auch bei ihren anderen Aktivitäten in der Geldbearbeitung auf die Finger zu schauen." Dies betrifft insbesondere die Quersubventionierung des gerade gestarteten neuen Dienstleistungsangebots der Bundesbank. Dabei dient sich die Behörde zu Dumpingpreisen den Kunden als Wettbewerber zu den mittelständischen Betrieben der Geld- und Wertdienste an. Die BDGW bereite deshalb Klage vor dem Landgericht Frankfurt vor.
Quelle: Pressemitteilung Bundesvereinigung Deutscher Geld- und Wertdienste e. V.