VW unterstützt VfL Wolfsburg mit gut 100 Millionen Euro pro Saison
Archivmeldung vom 30.07.2011
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer Autokonzern Volkswagen unterstützt seinen Werksklub VfL Wolfsburg nach Informationen der "Süddeutschen Zeitung" (Wochenendausgabe) mit gut 100 Millionen Euro pro Saison. Das geht aus internen Unterlagen von VW und VfL hervor. Den Unterlagen und Ermittlungen der Stuttgarter Justiz zufolge besteht der Verdacht, dass VW Lieferanten des Autokonzerns wiederholt gedrängt hat, den VfL zu sponsern. Die Stuttgarter Staatsanwaltschaft ermittelt wegen mutmaßlicher Korruption bei Geschäften zwischen VW und der Telekom-Tochter T-Systems.
VW soll ein Millionengeschäft mit T-Systems erst dann fortgeführt haben, als die Telekom-Tochter die Verlängerung eines angeblich überteuerten Sponsorvertrages beim VfL angekündigt hatte. In Stuttgart wohnt ein Verdächtiger. Die Beschuldigten bestreiten die Vorwürfe. VW nennt traditionell keine Zahlen, was sich der Konzern seinen Fußball-Bundesligisten VfL kosten lässt.
Laut VfL-Unterlagen hat VW als Hauptsponsor in der Meistersaison 2008/2009 für Trikotwerbung und andere PR-Maßnahmen 62,5 Millionen Euro an den VfL gezahlt. In der Spielzeit darauf waren es 67,5 Millionen Euro, die VW als Hauptsponsor des VfL zahlte. Der VfL wäre demnach fast dreimal so werbewirksam wie Deutschlands Top-Klub Bayern München, der von seinem Hauptsponsor Telekom geschätzte 25 Millionen Euro pro Saison kassiert. Zusätzlich zu den Sponsorzahlungen hat der VfL noch einen hohen Kreditrahmen bei VW und der VW-Bank. 51 Millionen Euro betrug einem internen VfL-Prüfbericht aus dem Jahr 2010 zufolge der Darlehensrahmen bis Mitte 2011. Davon wurden meist 30 Millionen Euro und mehr in Anspruch genommen. Demnach bestreitet VW etwa zwei Drittel des Gesamtetats beim VfL in Höhe von rund 150 Millionen Euro pro Saison.
Bei den Ermittlungen in Stuttgart ist die dortige Kriminalpolizei zu dem Ergebnis gelangt, manche VW-Lieferanten hätten "nicht ganz freiwillig" in ein Sponsoring beim VfL eingewilligt. Als Beleg dafür dienen Mails bei VW sowie zwischen VfL und VW, denen zufolge VW-Lieferanten vom Konzerneinkauf unter Druck gesetzt worden sind, den VfL zu unterstützen. Der VW-Konzerneinkauf und die VfL-Marketingabteilung haben sich jahrelang systematisch abgestimmt. Eine Schlüsselrolle spielte dabei der für den Einkauf zuständige VW-Vorstand Francisco Javier Garcia Sanz. VW erklärte dazu, der Einkauf nutze selbstverständlich seine Kontakte zum VfL und spreche Geschäftspartner an, um Sponsoren zu gewinnen. Man habe aber niemand zu einem Sponsoring gedrängt, und schon gar nicht zu überhöhten Zahlungen.
Die Konzernrevision hatte Ende 2010 in einer Mail an Garcia Sanz und andere Manager davor gewarnt, unlauteren Druck auf Geschäftspartner auszuüben. Anlass war eine Strafanzeige der Telekom, die zu den Ermittlungen in Stuttgart führte. VW erklärte dazu, die Revision sei nur vorsorglich tätig geworden. Das habe nichts damit zu tun, dass man früheres Verhalten als fehlerhaft einstufe.
Quelle: dts Nachrichtenagentur