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DIW-Chef Fratzscher hat Verständnis für Klagen über Niedrigzinsen

Archivmeldung vom 05.06.2014

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 05.06.2014 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Bild: GG-Berlin / pixelio.de
Bild: GG-Berlin / pixelio.de

Der Chef des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Marcel Fratzscher, hat vor der Zinsentscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB) Verständnis für die Klagen der Sparer über die niedrigen Zinsen geäußert.

"Die Niedrigzinspolitik trifft die Sparer hart, da sie schwerer Vorsorge betreiben können", sagte Fratzscher der Berliner Zeitung. Dennoch verteidigte der DIW-Chef die Strategie der EZB. "Höhere Zinsen würden die noch immer niedrige Wirtschaftsleistung weiter schwächen und noch mehr Menschen ihre Beschäftigung kosten", meinte Fratzscher. Nach seiner Prognose werden die Zinsen für die nächsten zwei bis drei Jahre so niedrig wie jetzt bleiben. "Die Sparer müssen daher nach alternativen Sparmöglichkeiten suchen, im Inland wie im Ausland", rät der Ökonom.

Finanzexperte Schick: Die Märkte zeigen "erste Anzeichen von Überhitzung"

Im Vorfeld der für Donnerstag erwarteten neuerlichen Leitzinssenkung durch die Europäische Zentralbank (EZB) zeigen sich Finanzexperten alarmiert. In einem Gespräch mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" sagte Gerhard Schick, Finanzfachmann der Grünen und Mitglied im Bundestag: "Die EZB kann die wirtschaftliche Misere Europas nicht überwinden." Der promovierte Volkswirt warnte vor "Risiken und Nebenwirkungen" der Nullzinspolitik: "Die Anleihe-, Aktien- und Immobilienmärkte zeigen erste Zeichen einer Überhitzung, auf der Suche nach Rendite werden auch toxische Altlasten wieder zu einer lukrativen Investition." Unternehmen und Privathaushalte seien überschuldet und investierten nicht, so Schick. "Und die Regierungen - mit Merkels Fiskalpakt als Korsett - dürfen es nicht." Daran werde auch ein niedrigerer Leitzins nichts ändern. Der Schlüssel liege in einer "Steigerung der Investitionsnachfrage", so der Grüne. Hier seien die Regierungen gefordert: "Sie müssen endlich mit Zukunftsinvestitionen für neue wirtschaftliche Dynamik sorgen, insbesondere auch in Deutschland."

Auch den Sparern machen Leitzinssenkungen Sorge. "Natürlich leidet der Sparer aktuell unter den niedrigen Zinsen", sagte Christian Ahlers, Finanzexperte vom Verbraucherzentrale Bundesverband, im Gespräch mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Donnerstag). "Langfristig ist aber der Blick auf das große Ganze wichtig", so Ahlers. Denn: "Die Geldpolitik wird sich irgendwann normalisieren müssen. In den USA hat der Abschied vom billigen Geld bereits begonnen. Für die Eurozone kommt es darauf an, die Stagnation in den südlichen Mitgliedsländern zu überwinden", erklärte Ahlers.

Es wird allgemein erwartet, dass EZB-Chef Mario Draghi am Donnerstag ein Maßnahmenpaket zur Überwindung der Krise im Euro-Raum vorstellen wird. Im Gespräch ist unter anderem, den Leitzins von derzeit 0,25 Prozentpunkten auf 0,1 Prozentpunkte zu senken. Dies verbilligt Kredite und soll zu Investitionen anregen.

Quelle: dts Nachrichtenagentur / Neue Osnabrücker Zeitung (ots)

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