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Steigende Krankenstände in fast allen Branchen

Archivmeldung vom 10.03.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 10.03.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Krankheitsbedingte Ausfallzeiten in der deutschen Wirtschaft haben im Jahr 2007 erstmals wieder zugenommen, wie das Wissenschaftliche Institut der AOK (WIdO) heute mitteilt. Bei den 9,5 Millionen AOK-versicherten Arbeitnehmern stieg der Krankenstand von 4,2 auf 4,5 %. Die AOK-Mitglieder waren durchschnittlich 16,3 Kalendertage krankgeschrieben, im Jahr zuvor waren es noch 15,4 Tage.

Damit stieg die Zahl der krankheitsbedingten Ausfalltage um 5,5 %. "In fast allen Branchen ist im letzten Jahr ein Anstieg der Fehlzeiten zu verzeichnen gewesen", so Helmut Schröder, Forschungsbereichsleiter im WIdO. Der Anstieg der Krankheitstage sei hauptsächlich auf eine Zunahme von Infektionen und Krankheiten des Atmungssystems zurückzuführen, aber auch psychische Erkrankungen hätten vermehrt zu Ausfallzeiten geführt.

In den vergangenen Jahren waren die Fehlzeiten in den Betrieben stetig zurückgegangen. Im Jahr 2006 hatte der Krankenstand den niedrigsten Stand seit mehr als zehn Jahren erreicht. Helmut Schröder: "Angesichts der Zunahme der Ausfalltage im letzten Jahr jetzt schon von einer Trendwende in der Krankenstandsentwicklung zu sprechen, wäre sicherlich verfrüht. Trotz des Anstiegs liegt der Krankenstand im Vergleich zu den neunziger Jahren nach wie vor auf niedrigem Niveau".

In den einzelnen Wirtschaftszweigen gab es erhebliche Unterschiede beim Krankenstand. Hohe Ausfallzeiten waren beispielsweise in der Abwasser- und Abfallbeseitigung (22,8 Tage je AOK-Mitglied), der Metallerzeugung und -verarbeitung (19,8 Tage), der Autoindustrie (18,9 Tage) sowie der öffentlichen Verwaltung (18,7 Tage) zu verzeichnen. Branchen wie die Da-tenverarbeitung (9,1 Tage), das Kreditgewerbe (11,1 Tage), der Bereich Forschung und Entwicklung (12,7 Tage) sowie der Einzelhandel (13,2 Tage) wiesen dagegen niedrige Fehlzeiten auf.

Die meisten Ausfalltage waren auf Muskel- und Skeletterkrankungen (24,2 %), Verletzungen (12,8 %), Atemwegserkrankungen (12,5 %) und psychische Erkrankungen (8,1 %) zurückzuführen. Fehlzeiten aufgrund psychischer Erkrankungen haben in den letzten Jahren stark zugenommen. Seit 1997 stieg die Zahl der dadurch bedingten Ausfalltage um 62,3 %. Dabei sind Frauen häufiger von psychischen Erkrankungen betroffen als Männer; bei ihnen stellen sie nach den Muskel- und Skeletterkrankungen und den Atemwegserkrankungen mittlerweile die dritthäufigste Ursache für krankheitsbedingte Fehlzeiten dar. Psychische Erkrankungen sind häufig mit langen Ausfallzeiten verbunden.

Mehr als die Hälfte der Beschäftigten war im Jahr 2007 mindestens einmal krank geschrieben (51,2 % aller AOK-Mitglieder). Dabei dauerten 65,4 % der von einem Arzt ausgestellten Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen bis zu sieben Tage. Bei 4,2 % aller Arbeitsunfähigkeiten im Jahr 2007 handelte es sich um Langzeitfälle, die sich über mehr als sechs Wochen erstreckten. Obwohl die Zahl dieser Langzeiterkrankungen relativ gering ist, verursachten sie 38,8 % des gesamten Arbeitsunfähigkeits-Volumens. Weitere Analysen und Statistiken zur Krankenstandsentwicklung, insbesondere auch zu den einzelnen Wirtschaftszweigen, bietet der Fehlzeiten-Report 2008, der im November erscheinen wird.

Quelle: Wissenschaftliches Institut der AOK

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