Attac-Aktive verteilten heute Info-Material in mehr als 80 Zügen
Archivmeldung vom 25.10.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittMit Aktionen zivilen Ungehorsams haben Aktive des globalisierungskritischen Netzwerkes Attac, des Online-Netzwerkes Campact und andere Engagierte aus dem Bündnis "Bahn für Alle" am heutigen Mittwoch im ganzen Land über die Folgen der geplanten Teilprivatisierung der Deutschen Bahn aufgeklärt.
Unter dem Motto "In vollen Zügen gegen die Bahnprivatisierung!" verteilten
insgesamt mehrere Hundert Aktivistinnen und Aktivisten trotz Verbotes
durch die Bahn-Hausordnung in über 80 Zügen Informationen. Von "A" wie
Aachen bis "W" wie Wuppertal reicht die Liste der Städte, in denen sich
Menschen an der Aktion beteiligten.
Am Hauptbahnhof in Berlin machten 40 Aktive auf ihren Widerstand
aufmerksam: Mit leuchtenden Westen mit der Aufschrift "Privatisierung
stoppen!" informierten sie schon am Gleis die Fahrgäste
über die drohende Bahnprivatisierung. Sie bestiegen einen ICE nach
Hamburg, um dort Informationsmaterial zu verteilen. Die Zugbegleiter zogen
die Polizei hinzu, der ICE hatte einige Minuten Verspätung, als er dann
mit informierten Fahrgästen aber ohne weitere Aktive den Bahnhof verließ.
In anderen Zügen konnten die Berliner Privatisierungsgegner unbehelligt
Material verteilen.
"Bahnchef Hartmut Mehdorn verkauft die Fahrgäste mit fortwährender
Privatisierungspropaganda für dumm", sagte Sven Giegold von Attac, der in
Berlin dabei war. "Dabei haben wir, die Bürgerinnen und Bürger, die Bahn
mit unseren Steuern über Jahrzehnte aufgebaut und bezahlt. Darum nehmen
wir uns auch das Recht, in unseren Zügen über die verheerenden Folgen des
geplanten Ausverkaufs zu informieren."
Von einem Börsengang der Bahn würden nach Ansicht von Attac und Campact
nur die Investoren profitieren - Beschäftigte und Kunden sowie der
Klimaschutz blieben auf der Strecke. "Experten sagen höhere Fahrpreise,
Streckenstilllegungen und höhere staatliche Zuschüsse voraus", betonte
Giegold. Die geplante Teilprivatisierung käme einer bisher nie da
gewesenen Verschleuderung öffentlichen Vermögens gleich: Laut amtlicher
Statistik hat die Deutsche Bahn AG heute ein Vermögen von 183 Milliarden
Euro. Davon soll die Hälfte verkauft werden - für 6,5 Milliarden Euro.
Mit der Aktion am heutigen Mittwoch - zwei Tage vor Beginn des
SPD-Parteitags am 26. Oktober in Hamburg - will Attac auch den
sozialdemokratischen Gegnerinnen und Gegnern eines Bahnausverkaufs das
Rückgrat stärken. "Nicht nur in der SPD, auch in der Bevölkerung ist die
große Mehrheit gegen die Privatisierungspläne von Verkehrsminister
Wolfgang Tiefensee und Bahnchef Hartmut Mehdorn. Darüber dürfen sich
demokratische Politiker nicht hinwegsetzen", sagte Bahnaktivist Bernhard
Knierim und ergänzt: "Die von der SPD-Spitze ins Spiel gebrachte
"Volksaktie" ist dabei keine Lösung. Jeder Verkauf von DB-Anteilen setzt
das Unternehmen einem Renditedruck aus und bedeutet Streichungen von
Fernverkehrs-verbindungen, verteuerten Nahverkehr und höhere Fahrpreise.
Auf Dauer schützt die "Volksaktie" noch nicht einmal vor Großinvestoren."
Quelle: Pressemitteilung "Bahn für Alle"