'Capital': Fast jeder dritte Antrag auf eine private Berufsunfähigkeitsrente scheitert
Archivmeldung vom 15.02.2006
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 15.02.2006 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittTrotz der aktuellen Debatte um eine Ausweitung des gesetzlichen Invaliditätsschutzes bleibt die private Versicherung gegen Berufsunfähigkeit (BU) die wichtigste Risikovorsorge. "Doch bei der Qualität liegen Welten zwischen den Angeboten am Markt", so der Versicherungsombudsmann und frühere BGH-Richter Wolfgang Römer im Wirtschaftsmagazin 'Capital'.
Das BU-Rating des
Versicherungsanalysehauses Morgen & Morgen (M&M) bestätigt sein
Urteil: Nur 30 von 263 Policen schneiden im Test mit der Bestnote ab.
Sie bieten versicherungsfreundliche Bedingungen, kompetente
Abwicklung und finanzielle Solidität des Unternehmens. Erstmals
lüftet das Rating auch den Schleier über der Praxis der
Schaden-Regulierung: 17 der 30 Top-Policen lassen demnach im
Versicherungsfall eine großzügigere Prüfung erwarten als der Schnitt.
Ungünstige Konditionen lassen viele Versicherte mit ihren Anträgen
auf BU-Rente scheitern. "Statistisch folgt auf 2,25 Zusagen für
BU-Renten eine Ablehnung", ermittelte Martin Zsohar,
Produktentwicklungschef von Morgen & Morgen. Der Markt-Check zeigt
zudem, dass sich auch mit leistungsstarken Policen sparen lässt: Ein
32-jähriger Volkswirt, der 2.000 Euro BU-Rente bis zum vollendeten
65. Lebensjahr absichert, erhält für 800 bis 900 Euro Jahresbeitrag
einen Spitzentarif bei Hannoverscher, Huk-Coburg, LV 1871 oder
Nürnberger. Er kann aber auch 2.000 Euro für schlechter bewertete
Policen ausgeben.
Neben einer falschen Policen-Wahl erweisen sich lückenhafte
Angaben im Versicherungsantrag und mangelhafte Leistungsanträge bei
Invalidität als häufigste Stolpersteine für Kunden. Michael Wortberg,
BU-Experte der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz: "Wer die
Verhaltensregeln beachtet, kann seine Erfolgschancen um 50 Prozent
aufwerten."
Dabei ist ein tragfähiger privater BU-Schutz bitter nötig. Rund
ein Viertel der Bürger wird vor dem regulären Rentenbeginn
berufsunfähig. Auf die gesetzliche Erwerbsminderungsrente sollten sie
nicht spekulieren: Selbst Gutverdiener kommen über knapp 1.500 Euro
pro Monat kaum hinaus. Die Jahrgänge ab 1961 erhalten vom Staat zudem
nur dann Leistungen, wenn sie auch in anderen Jobs nicht mehr tätig
sein können. Die Hürde zur gesetzlichen Invaliditätsrente liegt damit
weit höher als die zur privaten Absicherung: "43 Prozent der
Erstanträge wurden 2004 zunächst abgelehnt", sagte Ralf Stephan,
Referent der Deutschen Rentenversicherung gegenüber 'Capital'.
Wenn sich nach den Plänen der Regierung der Renteneintritt
schrittweise auf 67 Jahre verschiebt, sieht Claudia Andersch,
Bereichsleiterin für den deutschen Markt beim Rückversicherer Genre,
große Preissprünge beim BU-Schutz voraus: "Die Prämien würden dem
Risiko entsprechen - und das ist hoch." Denn die Invalidität steigt
überproportional zum Alter: 38 Prozent der Männer sind bis zum Alter
von 67 Jahren berufsunfähig, rechnete die Vereinigung der
Versicherungsmathematiker DAV für 'Capital' hoch. Für 50-Jährige
liegt das Risiko oft bei zehn Prozent. Noch ist kein Angebot am Markt
bekannt, aber Allianz & Co. tüfteln bereits an BU-Langläufern.
Quelle: Pressemitteilung 'Capital'