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"Crème de la Crème" geht ins Ausland

Archivmeldung vom 25.06.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 25.06.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Oliver Randak

Hohe Steuern, zu niedrige Gehälter und schlechte Karrierechancen: Immer mehr Fachkräfte wandern ins Ausland ab. Vor allem Akademiker ohne Kinder entscheiden sich gegen Deutschland.

Egal, ob in die USA, in die Schweiz oder nach Großbritannien: Unter den 160.000 Auswanderern im vergangenen Jahr seien viele Fach- und Führungskräfte gewesen, die zur "Crème de la Crème unserer Elite gehören", so das Ergebnis einer Studie, die Wirtschaftsstaatssekretär Walther Otremba am Dienstag in Berlin vorstellte.

Dabei sind es vor allem die jungen, aufstrebenden Akademiker ohne Kinder, die Deutschland den Rücken kehren. Von den rund 1400 Fachkräften, die dauerhaft im Ausland leben und vom Prognos-Institut im Auftrag des Ministeriums befragt worden waren, hätten gut 83 Prozent einen akademischen Abschluss, sagte Otremba. Der Männeranteil lag bei 63 Prozent.

Beliebteste Auswanderungsziele für die Elite seien die USA, Großbritannien und die Schweiz. Rund 68 Prozent der Befragten zog es in fremde Länder, weil sie dort deutlich mehr verdienen können. "Wegen einem Euro Gehaltsunterschied geht sicher niemand ins Ausland", sagte Otremba. Als weitere Gründe wurden bessere Aufstiegschancen und höhere Lebensqualität im Ausland genannt.

Rund 53 Prozent der Fachkräfte bezeichneten die deutsche Einkommens- und Beschäftigungssituation als unbefriedigend. 38 Prozent kritisierten eine zu hohe Steuer- und Abgabenlast, 31 Prozent zu viel Bürokratie und 25 Prozent fehlende Gestaltungsfreiheit in Wirtschaft und Wissenschaft. Aber: 46 Prozent der Fachkräfte können sich eine Rückkehr in die Heimat vorstellen.

Genaue Zahlen, wie viele Fachkräfte tatsächlich unter den 160.000 Auswanderern des Vorjahres waren, konnte Prognos nicht nennen. Nach Einschätzung des Ministeriums können Einwanderer den Aderlass nicht ausgleichen. Zuwanderer seien meist schlechter qualifiziert. Bis zum Jahr 2013 fehlen nach Angaben der Bundesregierung 330.000 Akademiker - darunter 70.000 Naturwissenschaftler und 85.000 Ingenieure.

Mit dem Problem allerdings steht Deutschland nicht allein: Nach einer Umfrage der Personalberatung Manpower befürchten Arbeitgeber weltweit, dass die globalen Jobmöglichkeiten zu einem Mangel an Spitzenkräften im eigenen Land führen wird. Rund ein Drittel von 28.000 Befragten aus 27 Ländern sorgen sich deshalb um ihre Fachkräfte, schreibt die "Financial Times". Die Hauptmotivation für umzugswillige Spitzenkräfte sei demnach bessere Bezahlung, aber auch der Reiz, in einem fremden Land Erfahrung zu sammeln.

"Die Arbeitnehmer von heute sind immer häufiger nicht nur gewillt, sondern auch in der Lage auch weit weg von ihrer Heimat einen Job zu finden", sagte Manpower-Chef Jeffrey A. Joerres der "Financial Times". Heute lebten mehr Menschen außerhalb ihres Heimatlandes als je zuvor. "Das sind nicht die klassischen Arbeitsmigranten von gestern, sondern heute gehen die Talentierten dahin, wo sie gebraucht werden."

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