Siemens kritisiert Berliner Flughafen wegen fehlender Planung
Archivmeldung vom 29.11.2012
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer Siemens-Konzern hat nach eigenen Angaben bisher nicht die notwendigen Planungsunterlagen für den neuen Berliner Flughafen BER erhalten. "Wir wissen in manchen Bereichen immer noch nicht abschließend, was eigentlich zu bauen ist", sagte Siemens-Infrastruktur-Vorstand Roland Busch dem "Tagesspiegel" (Freitagausgabe).
Siemens könnte den angekündigten Verkauf der Brief- und Paketsortierung so wie bei Osram auch über einen Börsengang angehen. "Jetzt schauen wir uns alle denkbaren Käufergruppen an. Wir diskutieren alle Verkaufsszenarien und nehmen keine Option vom Tisch, auch nicht einen IPO", so Busch.
Hauptstadtflughafen: Koalitionspolitiker kritisieren steigende Kosten
Politiker von Union und FDP haben mit scharfer Kritik auf die erneute Kostensteigerung für den Berliner Großflughafen BER reagiert und Konsequenzen gefordert. "Es verstärkt sich immer mehr der Eindruck, dass personelle Konsequenzen dringend notwendig sind", sagte der CDU-Bundestagsabgeordnete Karl-Georg Wellmann "Handelsblatt-Online". "Die Verantwortlichen haben diese Baustelle ganz augenscheinlich nicht im Griff."
Der Vize-Vorsitzende der FDP-Bundestagsfraktion, Martin Lindner, griff Berlins Regierenden Bürgermeister, Klaus Wowereit (SPD), an. Der SPD-Politiker ist auch Vorsitzender des Aufsichtsrates der Flughafengesellschaft. Wowereit habe immer erklärt, der BER sei Chefsache. "Ab jetzt weiß jeder, was dies in Berlin bedeutet: Verzögerung, Verteuerung, Vertuschung", sagte Lindner. "Jeder fleht darum, dass sich zukünftig lieber ein Praktikant im Roten Rathaus um die Belange von Bürgern und Unternehmen kümmert als diese sogenannten Chefs in Management und Aufsichtsrat des Flughafens."
Der CDU-Bundestagsabgeordnete Frank Steffel brachte einen Rücktritt des Flughafenchefs Rainer Schwarz ins Spiel. "Wenn die neuen Vorwürfe zutreffen, muss Flughafenchef Schwarz die Konsequenzen ziehen", forderte Steffel. "Die Gesellschafter haben eine lange Geduld bewiesen. Jetzt interessieren keine Begründungen oder Ausreden mehr. Jetzt entscheiden die Ergebnisse." Nötig seien jetzt "Ehrlichkeit, Zuverlässigkeit und Kompetenz an der Spitze der Berliner Flughafengesellschaft".
In einem Medienbericht hatte es zuvor geheißen, der Flughafen könne nochmals bis zu 250 Millionen Euro teurer werden als bisher geplant. Die Mehrkosten fielen an, weil die Bauunternehmen bisher nicht alle Forderungen offen gelegt hätten. Die Ausgaben für den Flughafen waren nach der dreimal verschobenen Eröffnung um 1,2 Milliarden Euro auf prognostizierte Gesamtkosten von 4,3 Milliarden Euro explodiert. Während Brandenburg und Berlin ihren Anteil daran bereits bewilligt haben, hat der Bund als dritter Anteilseigner das Geld noch gesperrt.
Quelle: dts Nachrichtenagentur