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Deutscher Venture Capital-Markt bleibt trotz Fortschritte international zurück

Archivmeldung vom 30.09.2020

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 30.09.2020 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott
Kapitalismus, Wirtschaftsbosse, Geldgeil, Machthungrig, Ausbeutung (Symbolbild)
Kapitalismus, Wirtschaftsbosse, Geldgeil, Machthungrig, Ausbeutung (Symbolbild)

Bild: Eigenes Werk /OTT

Der Markt für Venture Capital - Beteiligungskapital für wachstumsorientierte oder innovative junge Unternehmen (Start-ups) - befindet sich in Deutschland seit einigen Jahren im Aufwind: Seit 2014 sind die jährlichen VC-Investitionen von 0,7 Mrd. EUR auf 1,9 Mrd. EUR gestiegen.

Sehr junge Start-ups finden inzwischen verlässlich Zugang zu Venture Capital und ältere Start-ups in der Wachstumsphase können häufiger auch große Finanzierungsrunden abschließen. Dennoch fällt der deutsche VC-Markt im internationalen Vergleich weiter zurück, denn gemessen an der Wirtschaftskraft haben sich die VC-Märkte in anderen Ländern deutlich besser entwickelt. Dies zeigt die Studie von KfW Research "VC-Markt in Deutschland: Reif für den nächsten Entwicklungsschritt".

Mit einem durchschnittlichen Investitionsvolumen von 0,047 % des Bruttoinlandsprodukts im Zeitraum 2017 - 2019 liegt Deutschland unter dem EU-Level. Großbritannien kommt im gleichen Zeitraum auf eine Quote 0,098 %, Frankreich auf 0,068 %. Um zum europäischen Champion Großbritannien aufzuschließen, müssten deutsche Start-ups jährlich also etwa doppelt so viel Venture Capital erhalten, um das französische Level zu erreichen, um über ein Drittel mehr.

Eine besondere Herausforderung für den deutschen VC-Markt stellen größere Finanzierungsrunden dar. An 9 von 10 Finanzierungsrunden ab dem niedrigen zweistelligen Millionen-Bereich sind ausländische Investoren beteiligt. Für das deutsche VC-Ökosystem erhöht dies das Abwanderungsrisiko der finanzierten Start-ups.

Die Chefvolkswirtin der KfW, Dr. Fritzi Köhler-Geib, kommentiert: "Der deutsche Venture Capital-Markt befindet sich zwar im Aufschwung, doch das Tempo ist zu langsam. Deutschland droht in wichtigen Technologiebereichen, für die Venture Capital eine große Rolle spielt, international den Anschluss zu verlieren. Das deutsche VC-Ökosystem muss die nächste Entwicklungsstufe nehmen, damit große Finanzierungsrunden häufiger auch ohne ausländische Investoren möglich sind und das Risiko für die Abwanderung von Unternehmen und Know-how zu verringern. Dazu müssen nicht nur die Rahmenbedingungen für finanzstarke institutionelle Investoren, sondern auch die Wachstumsbedingungen von Start-ups - etwa bei der Bindung von Mitarbeitern durch geeignete Kapitalbeteiligungsmodelle - weiter verbessert werden."

In Bezug auf die Zielsektoren der VC-Investitionen unterscheidet sich Deutschland kaum von Großbritannien, Frankreich oder dem europäischen Durchschnitt. Der größte Teil entfällt jeweils auf den Bereich Informations- und Kommunikationstechnologien. Eine deutliche Abweichung gibt es nur im Bereich Biotech / Gesundheitswesen, hier ist Deutschlands 18 %-Anteil in den Jahren 2017 - 2019 deutlich geringer. Demgegenüber ist der Sektor Energie und Umwelt mit einem Investitionsanteil von 4 % in Deutschland im internationalen Vergleich recht stark vertreten.

Im Jahr 2018 gab es in Deutschland rund 70.000 Start-ups, also innovations- oder wachstumsorientierte junge Unternehmen. Davon beabsichtigen etwa 9 % in den nächsten Jahren ihr weiteres Wachstum über Risikokapital zu finanzieren. Die Corona-Pandemie hat zunächst zu einem historischen Absturz des VC-Geschäftsklimas im 1. Quartal 2020 geführt. Um den deutschen VC-Markt zu stabilisieren und die Folgen der Krise abzufedern, hat der Bund ein Hilfspaket für Start-ups im Gesamtvolumen von 2 Mrd. EUR aufgelegt. Wie das von KfW und BVK vierteljährlich erhobene German Venture Capital Barometer zeigt, hat sich das Geschäftsklima im VC-Markt im 2. Quartal 2020 spürbar erholt.

Quelle: KfW (ots)

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