Textilverband: Bashing unserer Industrie ist fehl am Platz
Archivmeldung vom 10.08.2019
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Freigeschaltet durch André OttDie Textilbranche sieht sich zu Unrecht für die Produktionsbedingungen kritisiert. "Das Bashing der deutschen Textilindustrie kann ich nicht nachvollziehen, und es ist fehl am Platz", sagte Ingeborg Neumann, Präsidentin des Gesamtverbands textil+mode, im Interview mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (NOZ).
Unternehmen würden bereits heute ihre Verantwortung für Umwelt- und Sozialstandards in der Produktion wahrnehmen. Sowohl im Inland als auch bei der Produktion im Ausland seien der Industrie die Standards wichtig.
Die Politik sieht dennoch Handlungsbedarf. Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) will im September das Siegel "Grüner Knopf" vorstellen, das Produkte, die nach sozialen und ökologischen Standards produziert wurden, kennzeichnen soll. Ein neues, nationales Siegel ist für die Branche nicht der richtige Weg zu mehr Nachhaltigkeit. Neumann: "Ein solches Siegel braucht es nicht. Es braucht ein europaweites Textilbündnis." Im deutschen Textilbündnis, einer Partnerschaft von Unternehmen, Nichtregierungsorganisationen, Gewerkschaften und der Politik, sind für Neumann schon wichtige Fortschritte erreicht worden. Dass in dem Bündnis nicht alle Unternehmen Mitglied seien, heiße nicht, "dass sich die andere Hälfte nicht engagiert oder die Standards nicht leisten kann oder will", so die Verbandschefin weiter.
Kritik an den Produktionsbedingungen in der Textilbranche äußert das Kinderhilfswerk terre des hommes. "Die große Anzahl der Kinder- und Menschenrechtsverletzungen im Textilsektor zeugt davon, dass dringendes Handeln gefordert ist", sagte Vorstandssprecher Albert Recknagel der "NOZ". Er ist skeptisch, ob das Siegel eine positive Wirkung haben wird. "Es ist fraglich, ob ein nationaler Alleingang die notwendige Kraft im Markt entfalten kann, damit sich eine Branche weiterentwickelt."
Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung (ots)