Kritik am Risikomanagement von Uniper
Archivmeldung vom 07.10.2022
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićVor der geplanten Verstaatlichung des Energiekonzerns Uniper wächst die Kritik am Management. "Angesichts des Russlandrisikos stellt sich die Frage, inwiefern Vorstand und Aufsichtsrat ihrer Sorgfaltspflicht angemessen nachgekommen sind", sagte Sven Behrendt, Chef der Beratungsfirma GeoEconomica, dem "Spiegel".
Uniper hatte am 23. Februar, dem Vortag des russischen Einmarsches in die Ukraine, seinen Geschäftsbericht veröffentlicht. Darin heißt es, der Konzern sei hinsichtlich politischer Risiken "moderat" exponiert. Konkret nennt Uniper das bedeutende Risiko, dass Forderungen gegenüber dem Pipelinebetreiber Nord Stream 2 AG aufgrund möglicher US-Sanktionen ausfallen könnten.
Tatsächlich musste der Konzern diese Forderungen kurz darauf abschreiben.
Zur Gefahr eines Angriffs auf die Ukraine heißt es in dem Bericht, man habe "keine wesentlichen Unsicherheiten identifiziert, die erhebliche Zweifel an der Unternehmensfortführung begründen". Der Bund will den Gashändler mit rund 30 Milliarden Euro stützen. "Die Bundesregierung muss sich fragen, wie sie als neuer Eigentümer mit einem Management weiterarbeiten will, das ein offensichtliches Risiko so fahrlässig unberücksichtigt gelassen hat", sagte Behrendt. Auch Aktionärsvertreter üben Kritik.
"Uniper hat klare Schwächen in der Unternehmensführung", sagte Ingo Speich, Leiter Nachhaltigkeit und Corporate Governance bei Deka Investment. Die Berichterstattung sei nicht hinreichend transparent. Uniper weist den Vorwurf mangelnder Sorgfalt "entschieden zurück".
Der Vorstand habe den russischen Aufmarsch an der ukrainischen Grenze von Anfang an beobachtet und mögliche Auswirkungen bewertet, teilte der Konzern mit. Im Quartalsbericht, den Uniper Anfang Mai vorgelegt hat, wurde das Risiko als bedeutend bewertet, obwohl Russland die Gaslieferungen nach Deutschland zu dem Zeitpunkt noch nicht wesentlich eingeschränkt hatte. Auch der Aufsichtsrat sei seinen Sorgfaltspflichten ordnungsgemäß nachgekommen. Behrendt sieht ein grundsätzliches Problem: "Die Risikoberichterstattung der Unternehmen ist dem Wandel ihres geopolitischen Risikoumfelds oftmals nicht angemessen, das ist nicht mehr akzeptabel."
Quelle: dts Nachrichtenagentur