Bericht: Wirecard-Insolvenzverwalter erhält kaum Akteneinsicht

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Im Insolvenzverfahren bei Wirecard beklagt Insolvenzverwalter Michael Jaffé offenbar eine mangelnde Kooperation der Behörden. Das berichtet das Wirtschaftsmagazin Capital unter Berufung auf Jaffés aktuellsten Sachstandsbericht für das zuständige Insolvenzgericht.
In dem Bericht schreibt Jaffé, die angefragten Behörden seien "durchweg
nicht bereit" gewesen, für seine Arbeit relevante Unterlagen "zu
benennen oder herauszugeben". Konkret geht es um die Staatsanwaltschaft
München I und die für Wirecard zuständige Strafkammer des Landgerichts
München I sowie die Wirtschaftsprüferaufsicht APAS.
Wie Jaffé in
seinem Bericht ausführt, habe die Münchner Staatsanwaltschaft seinem
Team "bislang nur in minimalem Umfang Akteneinsicht gewährt". Nach
Anträgen bei der Strafkammer direkt nach der Erhebung der Anklage im
zentralen Wirecard-Strafverfahren im Frühjahr 2022 habe man bisher nur
die Anklageschrift sowie "eine Übersicht über die Anlagenbände" einsehen
können.
Die APAS, die im Zusammenhang mit der Wirecard-Pleite
ein Aufsichtsverfahren gegen den Abschlussprüfer EY geführt hat, lehnte
Jaffé zufolge zwei Anträge auf Akteneinsicht 2021 und Ende 2024 komplett
ab. Dabei habe auch eine Rolle gespielt, dass die Münchner
Staatsanwaltschaft unter Verweis auf ihre laufenden Ermittlungen gegen
frühere Wirecard-Manager und EY-Mitarbeiter einer Herausgabe der
APAS-Akten widersprochen habe, heißt es in dem Bericht.
Die
Blockadehaltung der Behörden dürfte die Aufgabe des Insolvenzverwalters
erschweren, den Schaden für die Gläubiger zu begrenzen - etwa durch
Haftungsansprüche gegen EY. Auf Anfrage von Capital wollte sich Jaffé
nicht zu seinen Feststellungen äußern. Die Staatsanwaltschaft München I
verwies darauf, dass das Landgericht über die Anträge auf Akteneinsicht
entscheide. Die Kooperation mit dem Insolvenzverwalter "war und ist
hervorragend", teilte sie mit. Die APAS ließ Fragen des Magazins unter
Verweis auf Verschwiegenheitspflichten unbeantwortet.
Quelle: dts Nachrichtenagentur