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Arbeitsloser im Hungerstreik

Archivmeldung vom 23.12.2006

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 23.12.2006 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Nach Henrico Frank, der SPD-Chef verbal attackiert und acht von diesem vorgeschlagene Jobs aus gesundheitlichen Gründen abgelehnt hatte, sorgt ein weiterer Hartz-IV-Empfänger im niedersächsischen Osterode mit einer dramatischen Aktion für Aufsehen.

Der 54-jährige Rüdiger S. befindet sich seit Ende November im Hungerstreik und hat angekündigt, am Heiligabend auch die Flüssigkeitsaufnahme einzustellen. Er protestiert damit gegen die Höhe der Heizkostenerstattung durch das Jobcenter in Osterode, sagte S. dem Berliner "Tagesspiegel". Kreisrat Gero Geißlreiter bestätigte dem "Tagesspiegel", dass das Jobcenter von S. gleich nach Beginn seines Hungerstreiks informiert wurde.

Das Jobcenter hatte sich geweigert, mehr als die gesetzlich vorgeschriebenen Heizkosten für Rüdiger S. zu übernehmen, und ihm die Bezüge um 30 Prozent gekürzt, nachdem er einen Ein-Euro-Job in der Verwaltung abgelehnt hatte. Der sozialpsychiatrische Dienst des Kreises will Rüdiger S. erst am Morgen des 27. Dezember in seinem Haus aufsuchen. Man werde dann sehen, inwiefern Rüdiger S. noch entscheidungsfähig sei. Allerdings könnte es da schon zu spät sein: Drei Tage ohne Flüssigkeit sind für einen Menschen lebensbedrohlich.

Rüdiger S. lebt in einem etwa 70 Quadratmeter großen Fachwerkhaus, das ihm gehört und bereits abgezahlt ist. Das Haus befinde sich in einem schlechten Zustand und sei sanierungsbedürftig - der Heizkostenzuschuss reiche deshalb nicht aus, heißt es beim Erwerbslosenforum Deutschland.

Der Berliner Professor Peter Grottian soll zwischen der Behörde und Rüdiger S. vermitteln und einen Kompromiss finden. Er machte sich am Freitagabend auf den Weg nach Osterrode: "Wir müssen eine entspannte Situation schaffen und dann eine Lösung finden", sagte Grottian dem "Tagesspiegel". Es sei "hochfahrlässig", dass der sozialpsychiatrische Dienst während der Feiertage nicht tätig wird. Auch Geißlreiter und S. stimmte einem Treffen am Freitagabend zu.

Quelle: Pressemitteilung Der Tagesspiegel

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