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Wie Investoren über die Risikokapital-Vergabe bei Start-ups entscheiden

Archivmeldung vom 04.09.2019

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 04.09.2019 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Manuel Schmidt
Bild: Cristine Lietz / pixelio.de
Bild: Cristine Lietz / pixelio.de

Junge, innovative Unternehmen benötigen in der Regel Kapital, um wachsen und international aktiv werden zu können. In dieser Entwicklungsphase sind Risikokapitalgeber die wichtigste Investorengruppe. Die Kriterien, nach denen diese über ihre Investitionen entscheiden, waren bislang weitgehend unbekannt. Dabei wären sie für Wachstumsunternehmen von Interesse. Sie würden dadurch in die Lage versetzt, zielgenauer die zum Unternehmen passenden Kapitalgeber anzusprechen und somit die Chancen für eine erfolgreiche Kapitalbeschaffung zu erhöhen. Die Gewichtung der Entscheidungskriterien sagt zudem viel aus über die Absichten, die unterschiedliche Investorentypen verfolgen. Wirtschaftswissenschaftler der Universität Trier haben nun in einer Studie Licht in das Dunkel der Entscheidungskriterien von Risikokapitalgebern gebracht.

Prof. Dr. Jörn Block, Dr. Christian Fisch, Dr. René Andres (Universität Trier) und Prof. Dr. Silvio Vismara (Universität Bergamo) haben in ihrer durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft geförderten Studie 749 Wagniskapitalgeber befragt. Aufgrund dieser großen Resonanz konnten die Forscher über eine Gesamtbetrachtung hinaus das Entscheidungsverhalten von fünf Wagniskapitalgeber-Typen vergleichen - Family Offices (Privatvermögensverwaltung einer Unternehmerfamilie), Business Angels, Venture Capital Fonds (Risikokapitalfonds), Growth Equity Fonds (Wachstumsfunds) und Leveraged Buyout Fonds (Übernahmefinanzierungsfonds).

Die Studie basiert auf einer Analyse, bei der Investoren in verschiedenen Abstufungen aus sieben vorgegebenen Kriterien ihre Prioritäten setzen und somit ihr Entscheidungsverhalten transparent machen konnten. Kriterien waren Profitabilität, Umsatzwachstum, Management-Team, aktuelle Investoren, Geschäftsmodell, Nutzwert des Produkts/Dienstleistungen und internationale Wachstumsperspektiven.

In der Gesamtbetrachtung aller Wagniskapitalgeber stand der Umsatz an erster Stelle der Entscheidungskriterien. Für die Forscher überraschend, rangierte die Profitabilität (Gewinn) nur an fünfter Position – hinter dem Produkt-Nutzen, dem Management-Team und den internationalen Wachstumsperspektiven. „Aus der Diskrepanz zwischen Umsatz und Gewinn lesen wir heraus, dass Risikokapitalgeber grundsätzlich Unternehmen schnell groß machen wollen, um die eigenen Rendite-Chancen zu erhöhen. Die Absicherung ihrer Investition durch eine gute Gewinnlage ist für sie nachrangig“, erläutert Professor Jörn Block.

Beim Vergleich der Anlegertypen fanden die Forscher heraus, dass Growth Equity Fonds, Leveraged Buyout Fonds und Family Offices – anders als der Durchschnitt ¬– konservative Kriterien bevorzugen und den Gewinn von Unternehmen höher gewichten. „Für Unternehmen, die eine nachhaltige und nicht auf schnelles Wachstum ausgelegte Unternehmenspolitik verfolgen, wären diese Investoren-Gruppen eine bessere Wahl bei der Kapitalsuche“, ergänzt Dr. Christian Fisch.

Auf der Gegenseite setzen Venture Capital Gesellschaften den Umsatz und ein innovatives Geschäftsmodell an die Spitze ihres Kriterienkatalogs. Sie zeigen somit eine hohe Bereitschaft, innovative Konzepte zu unterstützen und dafür ein höheres Risiko in Kauf zu nehmen. Andererseits werden solche Kapitalgeber einen schnellen und erfolgreichen Ausstieg aus dem Unternehmen suchen, etwa durch einen Verkauf oder eine Übernahme.

Quelle: Universität Trier (idw)

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