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Bericht: Boom am deutschen Arbeitsmarkt vor dem Aus

Archivmeldung vom 20.01.2020

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 20.01.2020 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott
Jobs
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Bild: Dr. Klaus-Uwe Gerhardt / pixelio.de

Der zehnjährige Boom am deutschen Arbeitsmarkt könnte laut eines Zeitungsberichtes vor dem Aus stehen. Auf Bundesebene ist die Arbeitslosenquote zwar derzeit stabil, zuletzt rangierte sie bei knapp unter fünf Prozent, doch auf regionaler Ebene zeigt sich bereits vielfach ein anderes Bild.

Die Zahl der Kreise und Städte in Deutschland mit steigender Arbeitslosigkeit nimmt spürbar zu. In einzelnen Kreisen habe die Zahl der Menschen auf Jobsuche im Jahresvergleich um bis zu 29 Prozent zugenommen, schreibt die "Welt am Sonntag". "Der deutsche Arbeitsmarkt hat sich zum Jahresende stärker verschlechtert, als es die stabile deutschlandweite Arbeitslosenquote suggeriert", sagt Felix Hüfner, Chefökonom bei der Großbank UBS.

Aus seinen Auswertungen geht hervor, dass der Anteil der Menschen auf Jobsuche im Dezember 2019 in 45 Prozent der 400 deutschen Landkreise und kreisfreien Städte höher war als ein Jahr zuvor. Das ist der höchste Wert seit 2013. Die Verschlechterung der Lage wird durch das wachsende Ausmaß der Kurzarbeit unterstrichen. Im Januar dürfte die Zahl der Kurzarbeiter deutschlandweit auf 113.000 gesprungen sein, schätzen die Experten der Bundesagentur für Arbeit. Das wäre der höchste Stand seit dem europäischen Krisenjahr 2011. "Die Gefahr, dass die gesamtdeutsche Arbeitslosenquote in den nächsten Monaten steigt, hat weiter zugenommen", erklärt Hüfner.

Historisch gesehen sei das immer dann der Fall gewesen, wenn 60 Prozent der Kreise eine höhere Zahl von Menschen auf Jobsuche melden. Der Volkswirt hat die Daten bis zurück in die 1980er-Jahre auf Muster untersucht und dieses Muster ausgemacht. Besonders rapide verschlechtert sich die Beschäftigungssituation in den industriell geprägten Bundesländern, wenngleich auf hohem Niveau. In Baden-Württemberg vermeldeten zuletzt drei Viertel der Kreise eine auf Jahressicht höhere Arbeitslosigkeit.

In Mannheim zum Beispiel lag die Zahl der Menschen auf Stellensuche im Dezember 29 Prozent höher als Ende 2018. In der Vergangenheit war die Entwicklung im Südwesten oft ein Frühindikator für den gesamtdeutschen Trend. Die Verschlechterung der baden-württembergischen Situation könnte also das Ende des landesweiten Beschäftigungsbooms ankündigen. Die Forscher des Ifo-Instituts bringen die Jobkrise in Zusammenhang mit den Umbrüchen in der Automobilproduktion, die aus ihrer Sicht zu einem Belastungsfaktor für die gesamte Konjunktur geworden sind. "Auf dem Arbeitsmarkt hinterlässt der Strukturwandel jetzt seine Spuren", sagt Ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser.

Der Ökonom kalkuliert, dass die Zahl der Beschäftigten im Kfz-Bau 2019 saisonbereinigt um 1,3 Prozent gesunken ist, wesentlich stärker als im restlichen verarbeitenden Gewerbe. Im Automobilsektor befinden sich besonders viele Arbeitnehmer in Kurzarbeit. Einer Ifo-Umfrage zufolge griffen zuletzt 14 Prozent der Branchenunternehmen auf das Instrument der bezuschussten Arbeitsreduzierung zurück. In der gesamten Industrie waren es sieben Prozent. "Für die kommenden drei Monate erwarten sogar 19 Prozent der Unternehmen in der Autobranche Kurzarbeit, verglichen mit 15 Prozent in der übrigen Industrie", heißt es in einer Ifo-Studie. Doch es ist nicht das Verarbeitende Gewerbe allein. Auch die Hauptstadt Berlin, wo Automobilbau und Industrie insgesamt eine untergeordnete Rolle spielen, erlebte zum ersten Mal seit fünf Jahren ein Hochschnellen der Arbeitslosenzahlen im 12-Monats-Vergleich.

Quelle: dts Nachrichtenagentur


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