Großaktionäre fordern von Lufthansa radikale Einschnitte
Archivmeldung vom 06.11.2020
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Freigeschaltet durch André OttIn der Bundesregierung wächst die Sorge um die finanzielle Lage der Lufthansa. Bereits vor der neuen Corona-Welle befand sich die Airline nur bei einer Auslastung von 25 Prozent und damit unter den pessimistischen Annahmen in Berlin. Das berichtet der "Spiegel" und beruft sich dabei auf ein internes Papier der Bundesregierung, das Grundlage für den Staatseinstieg war.
Das günstigere Alpha-Szenario ging davon aus, dass ab November die Hälfte der "angebotenen Sitzplatz-Kilometer" wieder erreicht würde - diese Annahme war auch Grundlage für Staatshilfe. Das sogenannten Beta-Szenario ging von 32 Prozent aus. Selbst diese Marke ist kaum mehr realistisch.
In der Regierung hält man es nun für möglich, was viele Experten schon vorher prophezeiten: dass der Konzern kommendes Jahr neues Geld brauchen könnte. Der Vorstand müsse daher das Unternehmen schrumpfen, heißt es nun in Berlin. Die Personalkosten würden den Konzern "auffressen, wenn nicht etwas dagegen unternommen" werde, so ein Regierungsvertreter zum "Spiegel". Wegen eines fehlenden Sanierungskonzepts verlieren Beamte und Politiker zunehmend die Geduld mit Lufthansa-Chef Carsten Spohr.
Sie zweifeln, ob er der richtige Manager ist für die harten Einschnitte. "Wenn die Lufthansa auf 10.000 Metern fliegen würde, wäre der ausgebildete Pilot Spohr der Richtige", sagte ein hochrangiger Regierungsbeamter: "Aber gerade fliegt die Lufthansa auf 2.000 Metern und die Bergspitzen sind verdammt nah."
Dagegen stärkt Großaktionär Heinz Hermann Thiele dem Lufthansa-Chef den Rücken: "Carsten Spohr ist der richtige Mann in dieser schwierigen Situation", sagte der Großaktionär dem "Spiegel". Doch auch Thiele erhöht den Druck und fordert "dringend ein tragfähiges Sanierungskonzept". Entweder Vorstand und Gewerkschaften einigten sich im Rahmen der bestehenden Tarifverträge auf einen sozial verträglichen Abbau von 30.000 Stellen, "oder die Lufthansa muss die Tarifverträge kündigen". Die Alternative sei, "dass der Staat dauerhaft weitere Milliarden bereitstellt oder die Lufthansa in die Insolvenz geht". Thiele fordert zudem, alle Geschäftsbereiche, Tochtergesellschaften und Vermögenswerte müssten daraufhin überprüft werden, "ob durch einen Verkauf Geld eingespielt und ein Sanierungsbeitrag geleistet werden kann". Das gelte auch für die Lufthansa-Technik. Wenn der Preis stimme, "sollte das Management keinen Moment zögern, die Mehrheit zu verkaufen".
Quelle: dts Nachrichtenagentur