Luxus Geld abheben: Gebühren bluten Kunden aus
Archivmeldung vom 28.01.2010
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittGeldabheben an fremden Automaten wird für Verbraucher immer mehr zum Luxus. Obwohl ein Gebührenvergleich bereits im Sommer 2009 große Kostensprünge gezeigt hat, dreht sich die Kostenspirale weiter. Wie die heute, Donnerstag, präsentierte Studie der Finanzberatung FMH, verlangen einige Institute inzwischen mindestens zehn Euro pro Behebung.
Im Schnitt wird den Kunden ein Mindestsatz von 5,64 je Vorgang abgeknöpft. Damit stiegen die Kosten in nur sechs Monaten um knapp 13 Prozent.
Gebührenkampf zulasten der Kunden
"Man sieht deutlich, dass die Preise durch das Angebot und die Nachfrage bestimmt werden. Wenn die Politik nicht regulierend in den Gebührenwettstreit der Institute eingreift, muss am Ende weiter der Kunde bluten", sagt FMH-Inhaber Max Herbst auf Nachfrage von pressetext. Zudem würden die Gebühren in keiner Weise dem Aufwand entsprechen. Schließlich sei der Aufwand für die Abrechnung zwischen den Banken dank moderner Informationstechnologie minimal. "Weil sich die Banken gegenseitig eines auswischen wollen, besteht der Verdacht einer sitten- und letztlich wettbewerbswidrigen Preispolitik", verdeutlicht Herbst.
Die Kritik scheint angebracht, da die Intransparenz der Banken zunimmt. Erst im Herbst des Vorjahres mussten alle Banken auf Weisung der EU ihre Geschäftsbedingungen ändern. Rund ein Fünftel der knapp 200 von FMH untersuchten Institute nutzten dies für Preiserhöhungen, wenn bei verbundfremden Automaten Geld behoben wird. "Oft verstecken sich die Preise im AGB-Kleingedruckten, die ohnehin schwer zu durchschauen sind", so Herbst. Der Erhebung nach sind Sparkassen und Genossenschaftsbanken die größten Preistreiber. Die Sparda Bank Hannover will acht, die Volksbank Kaiserslautern Nordwestpfalz zehn Euro pro Vorgang.
Eingreifen des Verbraucherministeriums nötig
Sittenwidriges Verhalten der Banken liegt aufgrund der Tatsache vor, weil die Bereitstellung von Bargeld nur rund 60 Cent pro Abhebung kostet. Kaum verwunderlich, wenn Insider nicht zuletzt aufgrund der Vielfalt der Entgelte und immenser Margen das Verbraucherministerium gefordert sehen. Problematisch ist, dass die Gebührensätze, die sich die Banken untereinander berechnen, rasant ansteigen. Die ING-Diba zahlt mittlerweile pro Vorgang an 500 von 1.500 Banken mehr als 9,90 Euro, während vier Sparkassen und Genossenschaftsbanken mindestens 20 Euro je Vorgang von der Direktbank verlangen. Das "Hochschaukeln" trägt der Kunde.
Auf Seiten des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes http://www.dsgv.de versucht man zu beschwichtigen und verweist darauf, dass die AGB-Umstellung mit der Gebührenerhöhung nichts zu tun hat. Laut einem Handelsblatt-Bericht unter Berufung auf den Bundesverband der Genossenschaftsbanken http://www.bvr.de nach versuche man Gebührensteigerungen nicht an die Kunden weiterzugeben, in "Einzelfällen" sei dies aber nicht immer möglich. Ärgerlich für Bankkunden ist es vor allem, wenn ihr Institut nur wenige kostenfreie Geldautomaten anbietet und Fremdabhebungen wahrscheinlicher sind. Das sollte ein Banken-Auswahlkriterium sein.
Quelle: pressetext.deutschland (Florian Fügemann)