Das Rückgrat der Wirtschaft gerät in die Rezession
Archivmeldung vom 10.03.2009
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Freigeschaltet durch Oliver RandakDer deutsche Mittelstand wird laut einer Studie der KfW-Bankengruppe 2009 voll von der Rezession erfasst werden. Ein Großteil der Unternehmen geht von sinkenden Umsätzen aus. Auch der Abbau von Stellen wird in diesem Jahr nicht zu bremsen sein.
Die Geschäftserwartungen der mittelständischen Unternehmen seien auf ein historisches Tief gefallen, berichtete die staatseigene Förderbank KfW in dem heute in Frankfurt veröffentlichten «Mittelstandsmonitor 2009». Die Unternehmer der Branche, welche als Rückgrat der deutschen Wirtschaft gilt, rechnen der Studie zufolge «mit großer Mehrheit» mit einer Verschlechterung der Geschäftslage in den kommenden zwölf Monaten. 42 Prozent erwarten sinkende Umsätze.
Derzeit stünden Kurzarbeit, Investitionsstopps und erste Entlassungen auf der Tagesordnung, sagte Helmut Rödl, Vorstandsmitglied im «Verband der Vereine Creditreform». Die KfW erwartet 2009 einen Rückgang der Unternehmensinvestitionen zwischen 10 und 15 Prozent. Auch die Zahl der Insolvenzen nehme nach mehreren Jahren mit Rückgängen wieder zu.
Schon Ende 2008 hätten sich die Geschäftserwartungen als Folge des globalen Konjunkturabschwungs «rasch und massiv» verschlechtert. Bislang seien international orientierte Großunternehmen zwar stärker von der Krise betroffen, inzwischen seien aber auch kleinere und mittlere Unternehmen in den Abwärtssog geraten.
«Der Schrumpfungsprozess der Gesamtwirtschaft mit Kapazitätskappungen, Stellenstreichungen und Auftragsstornierungen dürfte in diesem Jahr im Mittelstand voll durchschlagen», sagte Rödl. Die Bestelltätigkeit sei vielerorts «vollends zum Erliegen gekommen». Creditreform rechne 2009 mit bis zu 35.000 Unternehmensinsolvenzen - das wäre ein Anstieg um bis zu 15 Prozent gegenüber 2008.
Die Konjunkturentwicklung in Deutschland hängt der Studie zufolge maßgeblich davon ab, wie stark die Exporte wegbrechen und ob die Finanzkrise weitere negative Überraschungen bereithält. Aktuelle Prognosen gingen von einem Minus des BruttoinlandsproduktsDas Bruttoinlandsprodukt beinhaltet den Gesamtwert aller Güter (Waren und Dienstleistungen), die innerhalb eines Jahres hergestellt werden. (BIP) von bis zu vier Prozent aus. Nach Einschätzung der an der Studie beteiligten Wirtschaftsinstitute Creditreform, IfM Bonn, RWI Essen und ZEW Mannheim wird das BIP 2009 in jedem Fall so stark schrumpfen wie noch nie seit Beginn der Berechnungen 1950.
Dennoch sehen die Institute auch Grund zur Hoffnung. Lichtblicke seien die Konjunkturpakete der Bundesregierung und die deutlich gesunkenen Energie -und Rohstoffkosten. Zudem seien die deutschen Mittelständler wegen ihrer niedrigen Verschuldung im europäischen Vergleich gut für die Krise gerüstet.