Hauptziel der Streiks bei Amazon bleibt ein Tarifvertrag
Archivmeldung vom 14.05.2019
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Freigeschaltet durch André OttAm 14. Mai 2013 traten an den Amazon-Standorten Bad Hersfeld und Leipzig Beschäftigte zum ersten Mal in einen Tagesstreik. Sechs Jahre nach den ersten ganztägigen Streiks bei Amazon in Deutschland ziehen Beteiligte eine positive Bilanz der Protestaktionen, die bis heute regelmäßig den Betrieb des weltgrößten Online-Händlers stören.
Der frühere Amazon-Betriebsrat im nordrhein-westfälischen Rheinberg und heutige ver.di-Sekretär Tim Schmidt verweist gegenüber der in berlin erscheinenden Tageszeitung "neues deutschland" auf regelmäßige Lohnerhöhungen, "vernünftige" Kantinen, verbesserte Klimatik in den Lagerhallen, Weihnachtsgeld und besseren Gesundheitsschutz. Zudem hätten die Streiks die Kolleginnen und Kollegen selbst gestärkt. "In den Anfangstagen waren viele verschüchtert und ängstlich. Heute haben sie keine Angst mehr, mit einem Manager in die Diskussion zu treten oder für Streiks aus dem laufenden Betrieb herauszugehen", so der 49-jährige Gewerkschafter. Zudem finde eine zunehmende Vernetzung der Standorte über Ländergrenzen hinweg statt.
Hauptziel der Streiks bleibt ein Tarifvertrag, denn er setzt verbindliche Standards und Mindestbedingungen. "Bislang gehen den Kolleginnen und Kollegen noch ein paar tausend Euro im Jahr verloren", so Schmidt. Von der Politik wünscht er sich daher mehr Unterstützung. "Politiker müssten deutlich sagen: Wir stehen an der Seite der Beschäftigten und von Amazon fordern, wenigstens mit den Gewerkschaften zu reden." Eine konkrete Maßnahme wäre, die Tarifverträge leichter allgemeinverbindlich zu erklären. "Dann dann würde der Einzelhandelstarifvertrag branchenweit gelten, also auch für Amazon."
Bleibt Amazon weiter stur, werden die Proteste und Streiks auch in den nächsten Jahren weiter gehen. "Von Anfang an war klar: Dieser Kampf wird nicht in fünf Jahren beendet sein", sagt Schmidt. Er will "den Kessel am Kochen halten und den Organisationsgrad weiter erhöhen." Die Verantwortlichen bei Amazon müssten morgens aufwachen und denken: Boa, gehen die mir auf die Nerven, ich red besser mal mit denen."
Quelle: neues deutschland (ots)