Minijobs in Betrieben ohne Tarifvertrag doppelt so häufig
Archivmeldung vom 05.08.2024
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 05.08.2024 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Sanjo BabićMinijobs sind deutlich häufiger in Betrieben ohne Tarifbindung zu finden als in Firmen, die sich an Tarifverträge halten. Das geht aus der Antwort des Bundesarbeitsministeriums auf eine schriftliche Frage der Linken-Abgeordneten Susanne Ferschl hervor, über die die "Rheinische Post" in ihrer Montagausgabe berichtet.
Demnach lag der Anteil der steuer- und beitragsfreien Klein-Jobs an
allen Beschäftigten in tarifgebundenen Unternehmen bei 8,4 Prozent im
Jahr 2023. In Betrieben ohne Tarifvertrag war der Anteil mit 16,1
Prozent fast doppelt so hoch. Das Ministerium stützt sich dabei auf
Daten des Betriebspanels des Instituts für Arbeitsmarkt- und
Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit von Mitte 2023.
Für
49 Prozent der abhängig Beschäftigten im Westen und 56 Prozent im Osten
gab es nach Angaben des Statistischen Bundesamts 2023 keinen
Tarifvertrag. Dass Betriebe ohne Tarifbindung häufiger Minijobber
beschäftigen, könnte daran liegen, dass Betriebsräte und Gewerkschaften
weniger Mitsprache haben und keine sozialversicherungspflichtigen
Stellen durchsetzen können. Auch Teilzeit-Beschäftigung kommt in
Betrieben mit Tarifbindung seltener vor als in Betrieben ohne
Tarifbindung, wie das Ministerium schreibt. Für Gesamtdeutschland liegt
der Anteil der Teilzeitbeschäftigten an allen Beschäftigten in Betrieben
ohne Tarifbindung bei 34,3 Prozent, in Betrieben mit Tarifbindung bei
31,7 Prozent, so das Arbeitsministerium in seiner Antwort.
"Prekäre
Beschäftigung steht für schlechte soziale Absicherung, geringe Löhne
und am Ende des Erwerbslebens für mickrige Renten und Altersarmut",
sagte Linken-Politikerin Ferschl. "Tarifverträge sorgen für gute Arbeit,
aber die Bundesregierung ignoriert gekonnt die Stärkung der
Tarifbindung. Sie muss jetzt endlich das angekündigte Tariftreuegesetz
auf den Weg bringen und die Tarifflucht konsequent verhindern." Ferschl
forderte zudem, die Minijobs abzuschaffen.
Quelle: dts Nachrichtenagentur