Nullwachstum könnte neue Normalität werden
Archivmeldung vom 22.09.2023
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićEin Nullwachstum könnte in Deutschland neue Normalität werden. Das schreibt das "Handelsblatt" unter Berufung auf eigene Berechnungen der Verlagsgruppe. Für das laufende Jahr rechnen Experten des "Handelsblatt Research Institute" (HRI).
mit einem Rückgang der gesamtwirtschaftlichen Leistung um 0,5 Prozent und für 2024 mit einem bescheidenen Zuwachs um 0,3 Prozent. Angesichts revidierter amtlicher Daten dürfte der Rückgang dieses Jahr damit zwar 0,2 Prozentpunkte geringer ausfallen als vor drei Monaten geschätzt. Das Wachstum im kommenden Jahr wird jedoch nochmal um 0,3 Punkte niedriger ausfallen, als im Sommer prognostiziert.
"Die deutsche Volkswirtschaft steckt in der vielleicht schwierigsten Phase der Nachkriegsgeschichte", sagte HRI-Chef Bert Rürup. Die von Pandemie und Ukrainekrieg ausgelösten Konjunkturschocks würden von strukturellen Problemen verstärkt. Deshalb habe Deutschland als einzig große Volkswirtschaft das Vorkrisenniveau des Jahres 2019 noch nicht wieder erreicht. "Perspektivisch wird sich Deutschland an geringe Wachstumsraten gewöhnen müssen", erwartet Rürup. Mit seinen Konjunkturerwartungen für 2024 ist das HRI deu tlich pessimistischer als die meisten anderen Experten, die mehrheitlich immerhin rund ein bis 1,5 Prozent Wachstum vorhersagen. Das HRI geht davon aus, dass der deutschen Volkswirtschaft keine Energiemangellage droht und damit eine neuerliche Winterrezession vermieden werden kann.
Im Gegensatz zu den anderen Instituten sieht das HRI jedoch keinen merklichen Aufschwung, der in 2024 Wachstumsraten von rund 0,5 Prozent pro Quartal mit sich bringen würde. Vielmehr werde sich die Konjunktur im Winter stabilisieren und dann auf ihr neues Trendwachstum von rund 0,2 Prozent pro Quartal einschwenken, so die HRI-Prognose. "Ohne beherztes Gegensteuern wird Nullwachstum zur neuen Normalität", warnt HRI-Präsident Rürup. Ohne gesamtwirtschaftliche Zuwächse würden aber die politischen Verteilungskämpfe schärfer. Schließlich könnten knappe Haushaltsmittel nur einmal ausgegeben werden, also entweder zur Ko-Finanzierung der Sozialversicherungen, zur Landesverteidigung, Dekarbonisierung, einer Bildun gsoffensive oder für die Modernisierung der Infrastruktur, so Rürup. "Dringend nötig wäre alles davon."
Quelle: dts Nachrichtenagentur