Zwölf Euro Mindestlohn: Bauern bangen um Erdbeeren, Spargel und Wein
Archivmeldung vom 03.06.2022
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićBauernpräsident Joachim Rukwied sorgt sich angesichts der Anhebung des Mindestlohns in Deutschland um Erdbeeren, Spargel und Wein. Im Interview mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (NOZ) sagte er: "Es gibt Winzer, die wissen nicht, ob sie in zwei oder drei Jahren noch wirtschaftlich Wein herstellen können."
Der auf 12 Euro steigende Mindestlohn mache die Herstellung in Deutschland teurer. Das gelte auch für Landwirte, die Sonderkulturen wie Spargel oder Erdbeeren anbauen und auf den Einsatz von Erntehelfern angewiesen seien. Die Konkurrenz aus der EU sei davon nicht betroffen und könne in der Folge günstigere Ware nach Deutschland exportieren, so Rukwied. Er forderte: "Wir brauchen einen europäischen Mindestlohn, sonst wandert die Erzeugung ab in andere Länder."
Auch ohne Mindestlohn stünden die Landwirte vor einem schweren Jahr. Rukwied sagte mit Blick auf Erdbeer- und Spargelsaison: "Wir werden, was die Einnahmen angeht, ein unterdurchschnittliches Jahr sowohl bei den Erdbeeren als auch beim Spargel erleben. Und das nach ohnehin herausfordernden Jahren." Im Supermarkt habe derzeit angesichts der Inflation der Kauf von Grundnahrungsmitteln Vorrang für viele Menschen. "Da wird beim Einkaufen eben bei manchen Produkten gespart, wie etwa Spargel oder Erdbeeren." Zusätzlich würden Billigangebote aus dem Ausland das Angebot noch einmal erhöhen. "In der Folge sinkt der Preis. Zum Leidwesen unserer Bauern." Einzelne Landwirte würden deswegen ihre Erdbeerfelder bereits unterpflügen. "So ein Schritt fällt keinem von uns Bauern leicht, der sich mit viel Aufwand um die Pflanzen gekümmert hat. Aber solche Aktionen verdeutlichen die schwierige Situation", sagte Rukwied.
Die Ampel-Koalition im Bundestag will am Freitag die versprochene Erhöhung des Mindestlohns auf 12 Euro beschließen. Die Erhöhung ist zum 1. Oktober geplant. Laut Bundesregierung könnten davon 6,2 Millionen Arbeitnehmer profitieren.
Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung (ots)