Erstmals weniger Riester-Verträge
Archivmeldung vom 15.07.2013
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie Zahl der Riester-Rentenverträge ist erstmals seit Einführung der staatlich geförderten privaten Altersvorsorge rückläufig. Das meldet die "Süddeutsche Zeitung". Demnach verzeichnete das Bundesarbeitsministerium im ersten Quartal 2013 etwa 15,652 Millionen bestehende Verträge. Das sind insgesamt 27.000 weniger als noch Ende 2012. Bei den Versicherungen beläuft sich das Minus auf 31.000 Policen, bei den staatlich geförderten Fondssparplänen sind es 36.000 Verträge weniger. Nur die Anzahl der Banksparpläne und der Wohn-Riester-Verträge für Immobiliensparer legte zusammen um 40.000 zu.
Wie die SZ weiter berichtet, gab das Ministerium die neue Statistik diesmal - nicht wie zuvor die älteren Riester-Bilanzen - per Pressemitteilung bekannt, sondern stellte sie bislang unbemerkt von einer breiteren Öffentlichkeit auf die eigene Homepage. "Es ist eine gewisse Marktsättigung eingetreten", sagte ein Sprecher des Ministeriums der Zeitung. Für den negativen Trend spricht auch die Zahl der ruhend gestellten Verträge. Sie stieg nach Angaben des Ministeriums weiter auf 19,5 Prozent. Damit werden laut den amtlichen Schätzungen in mittlerweile fast jeden fünften Vertrag keine Beiträge mehr einbezahlt - und damit auch keine staatlichen Zulagen mehr kassiert.
Ende 2011 hatte dies nach früheren Angaben des Bundesfinanzministeriums nur auf 15 Prozent der Verträge zugetroffen. Es sei klar, dass nicht alle der mehr als 30 Millionen Arbeitnehmer und Beamte das Recht, staatlich gefördert vorzusorgen, wirklich nutzten, sagte Niels Nauhauser, Finanzexperte der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. Für viele Verbraucher sei es zum Beispiel lohnender, einen Baukredit möglichst schnell zu tilgen oder in die eigene Ausbildung zu investieren. Auch habe sich herumgesprochen, dass die Riester-Rente "nicht nur Vorteile bringt, sondern einige Verträge auch sehr teuer sind".
Auch für die Versicherungswirtschaft kommt der Rückgang nicht überraschend. "Die anhaltende Finanzmarktkrise verunsichert die Menschen", sagte eine Sprecherin des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft. Die historisch niedrigen Zinsen belasteten die private Altersvorsorge. Hinzu komme die immer wieder geäußerte Kritik, dass sich die Riester-Rente nicht lohne. Dabei rechne sie sich "für die allermeisten so gut wie keine andere Vorsorgeform".
Die Fondsgesellschaft Union Investment, Marktführer bei den Riester-Fonds, ist ebenfalls überzeugt, dass "es garantiert keine großen Zuwachsraten mehr geben wird". Ein Sprecher machte jedoch darauf aufmerksam, dass die Zahlen des Arbeitsministeriums zumindest teilweise schlechter aussähen, als sie es tatsächlich sind. So seien Riester-Fonds-Verträge, bei denen bereits Geld an die Kunden ausgezahlt wird, aufgrund eines technischen Fehlers nicht mehr in der Statistik berücksichtigt. Diese Verträge werde man im nächsten Quartal wieder mitzählen, so dass die Zahlen zumindest für die Fondsbranche etwas erfreulicher ausfielen.
Einig zeigten sich die Verbände, dass weitere Reformen nötig sind: "Damit noch mehr Leute für das Alter sparen, sollte die Politik die Zulagen dynamisieren und den steuerlich geförderten Höchstbetrag von 2100 Euro wie in der betrieblichen Altersversorgung auf vier Prozent der Beitragsbemessungsgrenze festsetzen", sagte Thomas Richter, Hauptgeschäftsführer des deutschen Fondsverbandes BVI. Auch die Versicherungslobbyisten vom GDV machen sich dafür stark, die Grundzulage von 154 Euro zu erhöhen. "Das wäre ein starkes Signal pro Riester-Rente", sagt die Sprecherin.
Quelle: dts Nachrichtenagentur