WSJ.de: Bei SAP sorgt Wettbewerb der Entwickler für Unruhe
Archivmeldung vom 04.10.2013
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 04.10.2013 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittBei SAP sorgt nach Angaben von Insidern ein ungesunder Wettkampf zwischen den Entwicklungsstandorten für Unruhe. „Aufsichtsratschef Hasso Plattner glaubt, wenn er eine Demo sieht, dass da schon ein fertiges Produkt dahintersteckt“, berichtet ein hochrangiger Software-Entwickler am Standort Walldorf dem Wall Street Journal Deutschland. „Intern ist ein Demo-Wettbewerb ausgebrochen, wer ihm die schönsten Sachen zeigt.“ Aber, und das ist die Kehrseite: „Demos kann man nicht verkaufen. Die Kunden erwarten ausgereifte Produkte.“
Und so stößt es den Walldorfer Entwicklern zunehmend sauer auf, wenn die Kollegen in den USA, aber auch in Israel, Indien und China bei der ständigen Suche nach dem immer neuen „Wow-Effekt“ die Nase vorn haben. „Die Kritik und der Vergleich mit anderen Entwicklungsstandorten sind unfair. Plattner müsste vielmehr fragen, wo die konkreten Produkte entwickelt werden.“ Und das geschehe nun einmal hauptsächlich in Walldorf, so der Insider.
Lob dafür bekommen die Mitarbeiter dort kaum – im Gegenteil. Zum von internen Kritik-Mails befeuerten Frust der deutschen Mannschaft kommt die öffentliche Schelte. „Manchmal will ich die Walldorfer Entwickler packen und schütteln und anschreien: Bewegt euch schneller!“, zeterte Plattner gegenüber Journalisten. Mit seinen 69 Jahren ist er der einzige der Gründer, der noch im Unternehmen mitmischt und als Aufsichtsratschef eine höchst aktive Rolle einnimmt. Solche Sprüche sollen anspornen, schüren aber Befürchtungen – auch davor, dass der Konzern seine deutschen Wurzeln verliert und immer amerikanischer wird.
Im Unternehmen versucht man zu beschwichtigen. Ein Unternehmenssprecher betont, dass jeder Standort wichtig sei. „Wir sind ein globales Unternehmen. Was an verschiedenen Standorten entwickelt ist, führen wir zusammen. Walldorf ist ein wichtiger Teil davon.“ Ohnehin gehe es nicht darum, dass Walldorf „abgewatscht“ werde. „Man kennt Plattner, er ist nun einmal sehr leidenschaftlich.“
Dem Softwareriesen macht der rasante Wandel in der IT-Branche spürbar zu schaffen. Nach deutlichen Bremsspuren im traditionellen Softwaregeschäft und angesichts des schwierigen wirtschaftlichen Umfelds in der Region Asien-Pazifik-Japan hatte der Konzern zum Halbjahr seine Prognose für die wichtigen Software-Erlöse teilweise zusammenstreichen müssen.
Link zum Artikel: http://www.wsj.de/article/SB10001424052702304906704579114891072093428.html
Quelle: Wall Street Journal Deutschland