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Soziologe : Der Osten streikt häufiger

Archivmeldung vom 29.03.2022

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 29.03.2022 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Sanjo Babić
Bild: s.media  / pixelio.de
Bild: s.media / pixelio.de

Nach Erkenntnissen des Sozialwissenschaftlers Stefan Schmalz haben die Streiks in Ostdeutschland wieder spürbar zugenommen. "Der wichtigste Grund ist, dass die Arbeitswelt in Ostdeutschland durch die niedrigere Tarifbindung weniger reguliert ist", sagte Schmalz der Tageszeitung "ndDerTag". Zudem spielten der demografische Faktor und der veränderte Arbeitsmarkt eine Rolle.

Laut Schmalz ist es in Ostdeutschland zu einem Mentalitätswechsel in der Gesellschaft gekommen. Im Osten gebe es nicht mehr die Massenarbeitslosigkeit wie vor 20 oder 30 Jahren, so der Forscher von der Universität Erfurt. Bei Arbeitslosenquoten von 5,6 beziehungsweise 5,3 Prozent in Sachsen und Thüringen sei die Angst vor der Arbeitslosigkeit gering.

"Die neue Generation von Beschäftigten im Osten hat nicht mehr die Wende-Erfahrungen in den Knochen. Das spürt man vor allem bei den Fachkräften. Sie wollen nicht mehr zur Jobsicherung Abstriche beim Lohn und den Arbeitsbedingungen machen wie noch die Generation vor ihnen. Das sieht man auch bei den Eigenkündigungsraten", sagte Schmalz. Die Beschäftigten im Osten kündigten mittlerweile viel schneller von sich aus, weil sie bessere Jobs bekommen können. "Und sie machen häufiger den Mund auf, scheuen sich nicht mehr, in Konflikt mit den Chefs zu gehen. Das merkt man auch im Streikgeschehen." Während die Erwerbsbevölkerung im Osten nur rund 13 Prozent der gesamtdeutschen Erwerbsbevölkerung ausmacht, finden dort rund ein Viertel aller Arbeitskonflikte statt.

Quelle: nd.DerTag / nd.DieWoche (ots)

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