Infineon-Sicherheitschef warnt vor Spitzeln in der Wirtschaft
Archivmeldung vom 17.07.2013
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Freigeschaltet durch Manuel SchmidtWolf-Rüdiger Moritz, Leiter der globalen Konzernsicherheit beim Chiphersteller Infineon, warnt deutsche Unternehmen vor den Abhöraktionen ausländischer Geheimdienste. "Das stellt eine reale Bedrohung dar", sagte Moritz im Interview mit dem "Manager Magazin".
Es sei davon auszugehen, "dass in einigen Fällen gezielte Wirtschaftsspionage betrieben wird". Moritz arbeitete von 1987 bis 1999 beim Bundesnachrichtendienst (BND) in leitender Position im Bereich der Fernmeldeaufklärung. Die kürzlich publik gewordenen Aktivitäten des US-Auslandsgeheimdienstes NSA sieht Moritz nur als Teil einer weltweiten Offensive.
Sämtliche Auslandsnachrichtendienste, die technisch dazu in der Lage seien, bemühten sich um den Zugang zu geheimen Wirtschaftsdaten. Moritz sprach von einem "globalen Wettrüsten" zwischen Unternehmen und Geheimdiensten. "Wer sich nicht verteidigt", so der Infineon-Manager, "wird auf Dauer im Wettbewerb verlieren."
Die deutsche Wirtschaft sieht der Sicherheitsexperte nicht ausreichend vor Spionageakten geschützt. "Leider unterschätzen viele Unternehmen den Ernst der Lage: Sie wissen nicht einmal, dass sie abgehört werden", sagte Moritz. Unternehmen müssten dringend technisch aufrüsten, statt an ihren Sicherheitsbudgets zu sparen: "Das Problem betrifft häufig mittelständische Unternehmen, die wertvolle Patente besitzen, aber nicht über die Mittel oder das Wissen verfügen, sich adäquat zu schützen."
DIHK-Chef fordert Aufklärung über Industriespionage durch die USA
Der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages, Eric Schweitzer, hat die Bundesregierung aufgefordert, in den Gesprächen mit den USA über das Abhörprogramm der NSA das Thema Industriespionage anzusprechen. "Ich erwarte von der Bundesregierung, dass sie in den Gesprächen mit den USA auch das Thema Industriespionage anspricht und auf Antworten dringt", sagte Schweitzer der "Rheinischen Post".
"Wir müssen natürlich wissen, was genau von wem überprüft wird", sagte Schweitzer. Die Verhandlungen zwischen der EU und den USA über das Freihandelsabkommen sollten davon aber nicht beeinträchtigt werden. "Das Abkommen könnte allein in Deutschland über 1.00000 neue Arbeitsplätze schaffen. Wir sollten mit unseren US-amerikanischen Freunden über die Abhörvorwürfe sprechen und Aufklärung verlangen. Das Freihandelsabkommen darf aber nicht gefährdet werden." Deutschland sei überdies darauf angewiesen, mit den Amerikanern bei der Terrorbekämpfung an einem Strang zu ziehen.
Quelle: dts Nachrichtenagentur