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Bericht: Mindestlohn reicht für Singles oft nicht zum Leben

Archivmeldung vom 03.12.2016

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 03.12.2016 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott
Bild: Rainer Aschenbrenner / pixelio.de
Bild: Rainer Aschenbrenner / pixelio.de

Auch nach der Erhöhung des Mindestlohns auf 8,84 Euro Anfang 2017 wird das Einkommen von Singles in Großstädten oft nicht zum Leben reichen: Vor allem wegen der hohen Mieten sind Geringverdiener trotz Vollzeitjob weiter auf ergänzende Hartz-IV-Leistungen angewiesen, berichten die Zeitungen der Funke-Mediengruppe unter Berufung auf die Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Linkspartei hervor.

Danach müsste in München ein vollzeitbeschäftigter Arbeitnehmer einen Stundenlohn von 10,04 Euro erhalten, um aus dem Hartz-IV-Bezug zu herauszukommen, in Hamburg seien 9,12 Euro, in Frankfurt am Main 9,89 Euro, in Berlin 8,97 Euro und in Köln 9,24 Euro nötig. "Im Westteil des Landes kann man in den Städten vom Mindestlohn nicht die Miete bezahlen", sagte der stellvertretende Vorsitzende der Linksfraktion, Klaus Ernst, den Zeitungen der Funke-Mediengruppe.

"Damit verfehlt der Mindestlohn seine zentrale Funktion, die Existenz zu sichern, da er viel zu niedrig ist." Der Mindestlohn von 8,50 Euro wird zum 1. Januar 2017 auf 8,84 Euro angehoben. Nach Berechnungen der Bundesregierung muss ein Ein-Personen-Haushalt im Bundesdurchschnitt rund 1.390 Euro (Westdeutschland 1.410 Euro, Ostdeutschland 1.215 Euro) verdienen, um aus dem Hartz-IV-Leistungsbezug inklusive der Kosten der Unterkunft auszuscheiden.

Bei einer durchschnittlichen tariflichen Wochenarbeitszeit von 37,7 Wochenstunden entspricht dies einem Stundenlohn von 8,51 Euro - im Durchschnitt West müsste der Stundenlohn bei 8,63 Euro liegen, im Durchschnitt Ost bei 7,44 Euro. Beim künftigen Mindestlohn von 8,84 Euro bestünde damit keine Hartz-IV-Bedürftigkeit.

Doch vor allem in westdeutschen Großstädten ist die Lage wegen der hohen Mietkosten deutlich ungünstiger - die Lücke zwischen Bedarf und Mindestlohn ist teilweise drastisch: In München kommt ein Single nach den Regierungsangaben erst bei einem Monatsbruttoeinkommen von 1.640 Euro über die Hartz-IV-Schwelle, in Hamburg liegt die Grenze bei 1.490 Euro, in Berlin bei 1.465 Euro, in Köln bei 1.510 Euro - der Mindestlohn würde dafür nicht reichen.

"Statt Mindestlohn sollten wir vom Mangellohn reden", so Ernst. Die Linke fordere einen Mindestlohn von zwölf Euro, erklärte der Fraktionsvize weiter. Laut Regierungsangaben sind neben den großen Metropolen auch Universitätsstädte von dem Problem betroffen.

In Münster liegt die Hartz-IV-Grenze für einen Single bei 1.540 Euro, was einem Stundenlohn von 9,43 Euro entspricht, in Freiburg bei 1.435 Euro (8,78 Euro). Relativ hoch liegt die Grenze auch in Stuttgart, wo ein Single 9,40 Euro in der Stunde verdienen muss (1.535 Euro im Monat), um nicht auf ergänzendes Hartz-IV angewiesen zu sein.

Quelle: dts Nachrichtenagentur

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